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Technik

Saubere Sache

Segler trauen ihrem Wassertank oft nicht über den Weg. Bloß nicht trinken oder gar zum Zähneputzen verwenden, lautet die Devise. Doch etwas mehr Vertrauen in den eigenen Tank darf es sein. Was Sie über Wasser an Bord wissen sollten

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von
Kai Köckeritz
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Technik

Erst wenn das Wassersystem an Bord nicht richtig funktioniert, bemerken wir unsere Abhängigkeit vom nassen Element. Wasser bedeutet nicht nur Leben, sondern auch Komfort. Gerade an Bord von Yachten. Als vor zwei Jahren mein flexibler Wassertank an einer Knickstelle brach und sich hundert Liter Wasser im Rhythmus des Seegangs im Salon ausbreiteten, war ich mir über die Folgen für die nächsten Tage zuerst gar nicht bewusst. Die anfängliche Panik, dass Schiff und ich uns in den nächsten Minuten auf dem Grund des IJsselmeeres befinden würden, wich in dem Moment, als ich realisierte, dass es sich um sauberes Trinkwasser aus dem Tank handelte. Nach dem Lenzen ging der Törn vorerst unbeschwert weiter, der Tank wanderte im nächsten Hafen in die Tonne, und das lange Wochenende schien gerettet. Die ersten Zweifel kamen, als ich einen Kaffee aufsetzen wollte. Weiter genährt wurden sie, als ich Nudelwasser aufsetzen wollte. Bestätigt wurden sie, als ich abspülen wollte. Innerhalb weniger Stunden lernte ich so, wie ein Leben an Bord ohne Wasser eingeschränkt wird. Klar: Es handelte sich um ein Luxusproblem, aber es schränkte mich mehr ein als ein Riss im Achterliek der Genua. Den Törn über nutzte ich leere PET-Flaschen als provisorischen Wassertank, war aber abhängig von Wasserhähnen an Land. Den Bedarf des Körpers an Trinkwasser stillte ich wie sonst auch mit Mineralwasser, das sich immer an Bord befindet. Wie die meisten Segler traue ich dem Tankinhalt nicht wirklich und trinke das Frischwasser aus dem Tank nur abgekocht als Tee oder Kaffee.

Dabei brauchen wir uns in Nordeuropa eigentlich keine Gedanken über mangelnde Trinkwasserqualität machen. Denn sowohl in Deutschland als auch in unseren Nachbarländern wird die Qualität des Trinkwassers streng überwacht. Es gilt als eines der bestkontrollierten Lebensmittel überhaupt. In Deutschland liegen die Anforderungen an Trinkwasser sogar noch über denen von Mineralwasser. Somit bleibt der Verzehr von ‚Wasser aus dem Hahn’ in Deutschland unbedenklich. Das gilt im übrigen auch für das Wasser aus dem Schlauch im Hafen, obwohl an beinahe allen Zapfsäulen steht, dass es sich nicht um Trinkwasser handelt. Der Wasserversorger stellt die Einhaltung der sogenannten Trinkwasserverordnung bis zur Anschlussleitung sicher. Ab diesem Punkt muss der…

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Nr. 1/2017