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NSA-Musterschüler wird zum Daten-Dieb

In seinem Kinofilm „Snowden“ ergreift Oliver Stone Partei für den Whistleblower. Zu erleben ist ein Thriller aus der Wirklichkeit.

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von
Philipp Holstein
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DÜSSELDORF Oliver Stone hat einen Spielfilm über den Fall Snowden gedreht, und wer nun meint, das sei doch wohl nicht nötig, denn es gebe ja bereits einen Film zum Thema, die bestens recherchierte und mit dem Oscar ausgezeichnete Dokumentation „Citizenfour“ von Laura Poitras nämlich, hat natürlich recht. Dennoch ist „Snowden“ eine sehenswerte Produktion. Zum einen ist die Geschichte faszinierend, auch beim zweiten Mal noch. Zum anderen rüttelt Stone den Zuschauer eindrucksvoll auf. Der 70-Jährige fiktionalisiert und überhöht die Wirklichkeit so weit, dass man sich in einer Art „1984“ für Smartphone-Nutzer wähnt, in einem negativen Zukunftsentwurf, der gruselig ist, aber weit weg zu sein scheint. Und gerade als man sich sicher wähnt in der Gegenwart, blendet Stone das Gesicht des echten über das des Schauspieler-Snowdens: Willkommen in der Wirklichkeit. Wer es nicht längst getan hat, beschließt in diesem Moment, die Kamera seines Computers abzukleben.

Edward Snowden sieht bei Oliver Stone aus wie Harry Potter, und natürlich stellt sich der Regisseur in den Dienst jenes Mannes, der Tausende interne Dokumente zu den Überwachungspraktiken der Nationalen Sicherheitsbehörde der USA (NSA) gestohlen und veröffentlicht hat. Der 70 Jahre alte Stone ist der Regisseur von „Platoon“ (1986), „Wall Street“ (’87) und „JFK“ (’91), er ist der größte Widerspenst Hollywoods, und er mag Kerle, die eigentlich Patrioten sind, die aber vom Glauben abfallen, weil sie…

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21.09.2016