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Gesellschaft

Hass ohne Grenzen

Ein neues Phänomen zeichnet sich in unserer Gesellschaft sichtbar und auch hörbar ab: Der Hass auf die vermeintlich anderen. Die Schamlosigkeit, mit der sich Hass inzwischen äußert, lässt eine Eskalation befürchten.

Tiko Aramyan / Shutterstock.com
von
Lothar Schröder
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Gesellschaft

FRANKFURT Streng genommen, ist Hass nicht unmenschlich. Wahrscheinlich gehört der Hass zu uns wie auch die Liebe. Allerdings: Mit echtem Hass betreten wir den gefährlichen Grenzbereich unseres Verhaltens-Repertoires. Er ist oft das Ergebnis einer tiefen Zurücksetzung, manchmal auch einer lang andauernden Verletzung, die nie zur Sprache, zum Ausdruck kommen konnte und die sich schließlich in einer Haltung exekutiert, in der keine Sprache mehr möglich und für den Hassenden nötig ist.

Darum beschreibt Hass fast immer das Ende jeder Kommunikation; sein sprichwörtlich blindwütiges Ziel ist nämlich die Vernichtung des anderen, nicht nur dessen Degradierung. Das, was gehasst wird, soll aus der Welt geschafft werden.

Wie immer auch die Motivlage oder die psychologische Grundlage ist, nichts entschuldigt den Hass – nicht den nur empfundenen, schon gar nicht den tätig werdenden. In seiner grundsätzlichen Ablehnung des anderen ist jeder Hass – auch in einer liberalen Gesellschaft – nicht hinnehmbar. In diesem Punkt, an dem jede Form der Empathie und Gesprächsbereitschaft ihr Ende findet, wandelt sich die offene Gesellschaft: Ihrer Toleranz werden Grenzen gesetzt durch jene, die nichts tolerieren.

Wieder so ein Modethema, das als originell bewertet und als imaginiertes Schreckgespenst in die Welt geschickt wird? Bedenklicherweise ist es mehr als das und zudem längst sichtbar geworden. Die beschämenden Vorkommnisse zuletzt in Dresden und…

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22.10.2016