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Gesellschaft

Nehmt eure Religion ernster!

Die Debatte darüber, ob der Islam zu Deutschland gehört, hat viel mit uns selbst zu tun. Denn nur wer weiß, wer er ist, und sich seiner Identität sicher ist, hat keine Angst, sich dem „Anderen“ zu öffnen – egal ob Christ oder Muslim.

Tama66 / pixabay.com
von
Mouhanad Khorchide
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Gesellschaft

Die viel diskutierte Aussage des neuen Bundesinnenministers Horst Seehofer, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehöre, aber die Muslime selbst schon, ist nicht primär an die muslimische Bevölkerung gerichtet. Die eigentlichen Adressaten sind die Wähler, vor allem diejenigen, die man in den letzten Jahren an das rechte Lager verloren hat. Es steht also ein politisches Kalkül im Hintergrund dieser Aussage. Mit solchen Sätzen kann sich ein Politiker auch klar und medienwirksam positionieren. Nur ist es in diesem Fall nicht unproblematisch, dass man hier Politik auf dem Rücken der Muslime, die man ja immer besser in die Gesellschaft integrieren will, und somit auf dem Rücken des konstruktiven Zusammenhalts in unserer Gesellschaft macht.

Ich möchte aber genau hier ansetzen und die in meinen Augen eigentliche Herausforderung ansprechen. Und zwar die Tatsache, dass man mit solchen ausgrenzenden Aussagen Wähler gewinnen kann. Das eigentliche Problem liegt meines Erachtens daher weniger in der Aussage Seehofers an sich, sondern in einem wachsenden Diskurs der Identitätsbildung über das Konstruieren von vermeintlichen Feindbildern. In diesem Fall sind es der Islam und die Muslime. Dass über Seehofers Aussage kontrovers diskutiert wird, ist verständlich, aber ich vermisse die eigentliche Diskussion über den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft und über die Voraussetzungen für ein gelungenes Zusammenleben von Vielfalt.

Unsere Gesellschaft wird bunter, das ist…

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23.03.2018