Lesezeit 14 Min
Gesellschaft

Kinder unter Druck

Eigentlich sollten sie die Zeit ihres Lebens haben. Stattdessen sind sie erschöpft, müde und gestresst. Sechs Jugendliche erzählen von ihrem Burn-out. „Ich dachte: Das bekommen doch nur Erwachsene!“

theskaman306 / shutterstock.com
von
Annemieke Ruggenberg
,
Lotte Stegeman
und
Friederike Schön
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Gesellschaft

„Ich hatte wirklich keine Zeit, krank zu werden“

Maike (17)

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Irgendwann Anfang vorigen Jahres konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen. Ich kam nicht mehr aus dem Bett, hatte keinen Appetit, wollte meine Freunde nicht sehen. Nicht mal mein Handy, das ich sonst nie aus der Hand lege, fand ich noch interessant. Als ich mich nach einer Woche noch immer so fühlte, ging ich mit meiner Mutter zum Arzt. Der stellte nach einigen Gesprächen und Tests ein Burn-out fest.

Ich war perplex. Warum passiert mir das? Wie lange wird das dauern? Ich dachte, das sei etwas für Erwachsene mit einem Stressjob. Natürlich hatte ich viel zu tun mit der Schule und allerlei Hobbys, aber ich fand mein Leben nicht besonders hektisch. Über die Schule machte ich mir aber sofort Sorgen. Ich will Ärztin werden, und um Medizin zu studieren, muss man gute Noten haben. Ich hatte keine Zeit, krank zu werden.

Prompt passierte genau das, wovor ich Angst hatte: Durch mein Burn-out konnte ich oft nicht am Unterricht teilnehmen und musste die elfte Klasse wiederholen. Freunde lebten ihr Leben weiter, meines schien stillzustehen. Das fand ich am schwierigsten. Monatelang hockte ich zu Hause, um wieder gesund zu werden; anfangs war ein Spaziergang mit unserem Hund schon eine Riesenaufgabe. Ich fing an zu schreiben, um Gedanken leichter loszulassen, machte Denksportaufgaben, um mein Gehirn wieder zu trainieren. Anfangs kostete das viel Energie, es fühlte sich an, als wäre mein Kopf mit Luft gefüllt. Jetzt geht’s immer besser. Dank der Gespräche mit meinem Therapeuten entdeckte ich, dass meine Art,…

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Nr. 1/2017