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Der Alien im Kinderzimmer

Jugendliche haben es schwer – aber ihre Eltern womöglich noch schwerer. Denn sie müssen Abschied nehmen von ihren „Kleinen“ und ihrem eigenen Selbstbild. Autorin Anne Pek verzweifelte an dieser Aufgabe, bis sie lernte: Es ist alles gut so, wie es ist

HAROLD PEREIRA
von
Anne Pek
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Es war und blieb ein „Nein“. Ihre Älteste, gerade 16, wollte einfach nicht mehr mit. Also, erzählte mir eine Freundin kürzlich bei einer Tageswanderung, seien sie in den vergangenen Herbstferien schlussendlich ohne ihre bockige Tochter abgereist.

Ich war schockiert. Urlaub ohne Kind! Aber meine Freundin meinte: Im Gegenteil, es sei wunderbar gewesen. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten hatten sie und ihr Mann mal wieder eine unkomplizierte und nette Zeit mit ihren beiden anderen Kindern. Der Rest des Wanderklubs stimmte ihr zu. So ist das eben, wenn Kinder größer werden. Dann hört die Urlaubszeit auf, Familienzeit zu sein.

Im Zug zurück nach Hause dachte ich weiter darüber nach. Vorigen Sommer war meine 14-jährige Tochter nur unter Protest mitgekommen. Dabei wollten wir nach Berlin, wo wir früher großartige Ferien verbracht haben. Doch diese Erinnerungen zählten für sie nicht mehr. Ebenso wenig, dass wir dort Freunde und Verwandte wiedersehen würden. Das Einzige, was meine Tochter noch überzeugte, war das gemietete Häuschen an einem der wundervollen Seen in Stadtnähe. Zeit mit der Familie hatte für sie ganz eindeutig keinen Wert mehr.

Und dann, während derselben Zugfahrt, las ich in einer Zeitschrift ein Interview mit dem renommierten Kinderarzt Remo Largo. Ich hatte das Heft am Morgen achtlos in den Rucksack gesteckt, aber jetzt erschien es mir wie ein Zeichen von oben. Eltern von Jugendlichen „erleiden nicht nur einen Kontrollverlust“, sagt…

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Nr. 1/2018