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„Ist das nicht etwas zu gefährlich?“

Ein Kleinkind, das zu nah an der Straße radelt, das Baby, das spätabends heulend im Restaurant sitzt: Darf man Eltern sagen, wenn man das bedenklich findet? Durchaus, meinen Experten. Wie wir uns gegenseitig helfen, ohne aneinander nur herumzukritteln

Pezibear / pixabay.com
von
Marilse Eerkens
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Soll ich oder soll ich nicht? Bestimmt zehn Minuten denke ich darüber nach. An der Ampel beschließe ich, es zu tun. Ich hole tief Luft und spreche die Mutter an. Mir ist aufgefallen, dass sie ihren kleinen Sohn den ganzen Weg lang etwa drei Meter hinter sich radeln ließ. Der Junge fuhr auf einem winzigen Fahrrad, von dem die Stützräder wohl gerade erst abmontiert worden waren. Die Mutter hat sich nur ein paar Mal nach ihrem Kind umgeschaut.

Vor ein paar Jahren, als mein ältester Sohn fünf war, fuhr ich auch so mit ihm durch die Stadt. Bis eine der Erzieherinnen in der Kita ganz nebenbei fallen ließ, sie fände es völlig unbegreiflich, dass Eltern ihren Nachwuchs hinter sich radeln ließen – statt vor sich. Das sei so ungeheuer gefährlich. Es folgte die grausame Geschichte eines Kindes, das von einem Auto überfahren worden und sofort tot war, ohne dass die Mutter es gemerkt hatte. Damals nickte ich bestürzt und machte mir Vorwürfe, dass ich darauf auch wirklich selbst hätte kommen können. Seither mussten meine Kinder immer vor oder neben mir fahren. Als ich die Mutter an der Ampel darauf anspreche – „Entschuldigen Sie, das klingt jetzt so, als würde ich mich in Ihre Angelegenheiten einmischen, aber ich war selbst einmal sehr froh, als es mir jemand sagte“ –, reagiert sie zunächst ein wenig pikiert. Normalerweise fahre ihr Sohn ja auch neben ihr. Und sie wisse sehr wohl, dass ich recht habe. Aber jetzt sei es eben einfach kurz nicht möglich gewesen – oder so ähnlich…

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Nr. 3/2017