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Kultur

Im Land der Betrogenen

Auf den Inseln vor der Küste South Carolinas und Georgias leben die Gullah, Nachfahren der Sklaven. So gut es geht, schützen sie die eigene Sprache und Kultur vor dem Verschwinden

By Brian Stansberry (Own work) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
von
Zora del Buono
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Kultur

Es gibt diese Daten, die sich ins Gedächtnis der Menschen eingraben, nicht weil sie eine biografische Bedeutung für den Einzelnen hätten, sondern weil sie etwas Größeres markieren, eine historische Zäsur meist.

Der 12. April 1861 ist so ein Datum.
Der 7. November 1861 auch.

Das Aprildatum kennt jedes Schulkind im Land. Jener Tag markiert den Beginn des Bürgerkriegs; um 4.30 Uhr in der Früh fiel der erste Schuss auf das von den Nordstaaten unterhaltene Fort Sumter in der Bucht von Charleston in South Carolina.

Mit dem Novemberdatum verhält es sich anders, obwohl es auch um eine Schlacht ging, die nur einen Tag dauerte. Aber es betraf vorwiegend die Menschen der Region, vor allem jene, die auf den gut 100 sumpfigen, moskitogeplagten Inseln vor der Küste South Carolinas und Georgias lebten. Die allerdings betraf es mit Vehemenz, denn an jenem Donnerstag wurde den einen schlagartig klar, dass ihr Ende gekommen war. Für die anderen war es ein Anfang, allerdings keiner, der ein gutes Ende nehmen würde. Die einen waren die Weißen, die anderen die Schwarzen. Die Sklavenhalter und die Versklavten. Es geht in diesem Landstrich immer um die einen und die anderen, heute noch, auch wenn es die Kindeskinder der Sklavenhalter und der Sklaven sind.

Als die Schiffe der Union Navy in jenem November 1861 in den Port Royal Sound einliefen und die Soldaten der Konföderierten von der Insel Hilton Head aus schossen, flohen die…

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No. 123, August/September 2017