Verändern wir die Welt!

Woran denken Sie zuerst, wenn Sie an Philosophie denken? Vielleicht an Aristoteles und Kant? Das läge nahe. Doch es zeigt auch ein Problem. Zwar gehören Aristoteles und Kant zu den Giganten der Philosophiegeschichte. Sie waren geistige Vorreiter ihrer Zeit. Doch sie sind ferne Vergangenheit. Würden sie heute leben und wirken, dann wäre ihr Denken ein ganz anderes als damals. Es gibt große Begriffe, die jahrtausendealt sind, aber von jeder Generation neu erfunden werden müssen. Die Physik ist nicht mehr dieselbe wie zu Zeiten Einsteins. Geld ist für heutige Kaufleute etwas anderes als in der Ära der Hanse. Unter »Familie« verstehen wir nicht das Gleiche wie unsere Großeltern. Begriffe wandeln sich, so wie die Menschen, das Denken und die Welt sich wandeln. Auch die Philosophie gehört zu diesen Begriffen. Wer heute noch philosophiert wie die großen Alten, der ist von gestern. Und so ist zu fragen: Was soll Philosophie heute? Was kann sie leisten? Welche Rolle kann sie in unserer Kultur, in unserer Gesellschaft spielen? Wie verhält sie sich zur Wissenschaft, zur Literatur, zur Politik? Welche Marotten der Vergangenheit müssen Philosophen ablegen, und welchen neuen Herausforderungen müssen sie sich stellen? Auf den folgenden Seiten finden Sie unsere Antworten – in Form von Thesen, gedacht als Aufruf zum Handeln und zur Diskussion.

1. Philosophie soll sich als Tätigkeit begreifen 

WAS DARF’S DENN HEUTE SEIN: Bachelor Hauptfach, Bachelor Nebenfach, Masterstudiengang? Philosophie, schön reformiert, genormt und mit tollen Kombinationsmöglichkeiten? Bitte schön: 100 Gramm Aristoteles, 100 Gramm Kant und zum Verdauen je 1 Scheibe Nietzsche, Heidegger, Derrida ...

Stopp! Wir verbieten, Philosophie in Pflichtmodule zu pressen und als fachgerechte Häppchen zu vermarkten. Philosophie leistet man nicht ab, man tut sie. Man aktiviert seine Vernunft und lässt sie auf die Welt los. Man stellt unangenehme Fragen wie: »Was ist Zeit?«, »…