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Verbrechen

Von Mördern, Terroristen und Fassadenkletterern

Die Prozesse am Kriminalgericht waren zu jeder Zeit ein Spiegelbild der Gesellschaft

Bundesarchiv, Bild 102-01288 / CC-BY-SA [CC BY-SA 3.0 de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
von
Katrin Bischoff
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Verbrechen

Serienmörder saßen hier auf der Anklagebank, Taschendiebe, Terroristen, dreiste Bankräuber und Frauen, die ihre Kinder getötet haben. Im Kriminalgericht in Moabit wurden sie abgeurteilt. "Die Prozesse dort waren und sind noch immer ein Spiegelbild der Berliner Geschichte, der Gesellschaft aber auch der Politik", sagt Georg Schertz. Doch deren öffentliche Wahrnehmung in der Stadt habe sich in den mehr als einhundert Jahren Moabiter Prozessgeschichte geändert. Was heute manchmal nur noch eine Zeitungsmeldung wert sei, sei früher in der ganzen Stadt heiß diskutiert worden, sagt er.

Georg Schertz muss es wissen, der Jurist hat sich lange Zeit mit der Geschichte von Europas größtem Strafgericht befasst und dazu auch publiziert. 14 Jahre lang war er selbst Vizepräsident des Amtsgerichts Tiergarten und damit des Moabiter Kriminalgerichts, bevor er 1987 für fünf Jahre Polizeipräsident von Berlin wurde.

Als Paradebeispiel für die enorme öffentliche Wahrnehmung von einst nennt Schertz den fast in Vergessenheit geratenen Mordfall Dietrich Derz. Der Mann hatte im März 1952 seinen Vater und dessen Verlobte auf ungewöhnliche Weise umgebracht. Er hatte in die über ihm liegende Wohnung des Vaters Gas eingeleitet, an dem das Paar erstickte. 1955 wurde Derz dafür zu lebenslanger Haft verurteilt. "Ganz Berlin diskutierte damals, wie jemand auf diese Weise seine Eltern umbringen konnte. Und das spiegelt sich auch in den Zeitungen wider", erzählt Schertz. Aber auch…

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01.08.2015