Lesezeit 8 Min
Verbrechen

Leiche, tiefgekühlt

Hat der Trödelhändler Josef S. seinen Nachbarn ermordet, zerstückelt und dann eingefroren, um sich dessen Rente zu erschleichen? Oder tötete sich der Nachbar selbst? Am Mittwoch fällt das Urteil im Prozess vor dem Berliner Landgericht

By Beek100 [CC BY-SA 3.0], from Wikimedia Commons
von
Katrin Bischoff
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Verbrechen

Josef S. hätte nie gedacht, dass es so lange gut gehen würde. "Es war irgendwie alles sehr einfach", sagt der 56-Jährige an einem der letzten Prozesstage den Richtern der Schwurgerichtskammer des Berliner Landgerichts. Den Toten zerteilen, eine Kühltruhe kaufen, die Leichenteile verpacken und in die Truhe legen, die Rente des Toten weiterkassieren. Unbemerkt. Zehn Jahre lang. Jeden Monat. 2 000 Euro. Aber, so beteuert der Angeklagte, er habe Heinz N. nicht getötet. Er und seine beiden Verteidiger wollen klarstellen: Der Senior brachte sich selbst um.

Mord oder Selbstmord? Fest steht, Heinz N. starb an einem Kopfsteckschuss durch die Stirn. Am Mittwoch sollen in dem Fall um den zerstückelten 80-Jährigen die Plädoyers gesprochen werden. Vom Staatsanwalt und den beiden Verteidigern. Einen Nebenkläger gibt es nicht. Heinz N. lebte allein, er hatte keine Kinder. "Nehmen Sie sich am Mittwoch nichts vor", bat Peter Schuster, der Vorsitzende Richter, am bisher letzten Verhandlungstag vor zehn Tagen die Prozessbeteiligten. Er will noch zu vorgerückter Stunde ein Urteil in diesem Fall sprechen. Eine Entscheidung fällen über Josef S., den die Boulevardpresse den Stückelmörder nennt.

Das lange Schweigen

Für den Trödelhändler mit Hang zum Automatenspiel und den damit verbundenen Geldsorgen geht es um viel. Um lebenslange Haft wegen Mordes oder eine zeitlich begrenzte Freiheitsstrafe wegen Störung der Totenruhe, Urkundenfälschung und Betrugs vielleicht…

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17.04.2018