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Kultur

„Niemand will dämlich sein und traurig“

Olivier Py, der Intendant des Festivals von Avignon, im Gespräch über das Theater, die Berliner Volksbühne und seine Erwartungen an den französischen Präsidenten

von Véronique PAGNIER (Eigenes Werk) [Public domain], via Wikimedia Commons
von
Jörg Winterfeldt
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Kultur

Es ist nicht so leicht, während des Theaterfestivals von Avignon einen Termin mit seinem Direktor zu erheischen. Olivier Py, 51, hat selbst zwei Stücke inszeniert. Während des Festivals wacht Py über den Ablauf von über 40 verschiedenen Aufführungen an 20 Orten. Im Garten eines Universitätsgebäudes in der Rue Pasteur nimmt er sich die Zeit für ein Gespräch übers Theater. In Berlin, in Avignon, Theater in der Politik und die Inszenierungen des Präsidenten Emmanuel Macron. Und als er nach dem Gespräch davoneilt zum nächsten Termin, sagt er, er habe im Herbst mehr Zeit, wenn er wieder mal in Berlin ist: Im November inszeniert Py an der Deutschen Oper Giacomo Meyerbeers "Le Prophète".

Sie haben eine Willkommenskultur für Einwanderer gepredigt. In diesem Jahr wirkt es, als hätten Sie einem prominenten Berliner Asyl gewährt bei Ihrem Festival.

Asyl? Ah, Sie meinen Frank Castorf?

Er hat sogar noch das Räuberrad als Symbol seiner Volksbühne importiert, nachdem Berlin ihn dort nicht mehr wollte.

Ich liebe dieses Theater. Ich liebe es seit mehr als zehn Jahren. Also dachte ich, ich könne Frank Castorf fragen, ob er nicht hier seine Volksbühnen-Arbeit abschließen möchte. Als er hier die letzte Vorstellung hatte, war das sehr bewegend. Das Publikum erhob sich, und der Applaus währte fast eine halbe Stunde lang. Das war sehr stark. Es war so ein Privileg, dass er seine unglaubliche Arbeit hier beendet hat.…

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21.07.2017