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Verbrechen

Das Milchgesicht und der Möchtegern-Rocker

Zwei junge Männer stehen vor Gericht, weil sie eine schwangere Frau niedergestochen und verbrannt haben sollen. Warum? Fassungslos haben Angehörige und Freunde den Prozess verfolgt.

BERLINER ZEITUNG / GERD ENGELSMANN
von
Katrin Bischoff
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Verbrechen

BERLIN. Vieren, Fünfen und Sechsen stehen auf dem letzten Schulzeugnis von Eren T. Es gibt keine Eins, nur eine Zwei. In Ethik. Dem Fach, das Werte vermitteln soll. "Ist auch einfach", sagt Eren T. in unbekümmerten Ton. Der schmale, blasse Junge mit den ernsten dunklen Augen lächelt dabei das erste Mal in diesem Prozess von der Anklagebank zu den Richtern. Seine 20 Jahre sieht man ihm nicht an. Die Tat, um die es vor dem Berliner Landgericht geht, traut man ihm, dem Jungen, der gerade aus dem Teenager-Alter herauswächst, nicht zu. Niemanden jedoch hält man eines solchen Verbrechens für fähig, bei dem Werte keinen Platz mehr haben.

Mit dem nervösen Wippen der Beine hat Eren T. in den 18 Verhandlungstagen, die der Prozess bisher gedauert hat, längst aufgehört. Am Freitag wird er mit einem Urteil enden, die anfängliche Aufregung hat sich gelegt. Eren T. soll seine Freundin Maria P. bei lebendigem Leib verbrannt haben. Die 19 Jahre alte Frau aus Hohenschönhausen war im achten Monat schwanger. Sie freute sich auf ihr Kind, eine Tochter, die sie Dilara nennen wollte. Sie freute sich auch auf Eren T., in den sie nach Angaben ihrer Mutter "ohne Ende verliebt" war. Sie lebte noch bei ihren Eltern und träumte von einer türkischen Hochzeit. Es war die erste echte Beziehung der jungen Leute.

Eren T. hat seine Freundin zur Abtreibung gedrängt, sie immer wieder bedroht. Doch die junge Frau wollte das Kind. Als sich Eren T. am 22. Januar 2015 nach langer…

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19.02.2016