Ein Alptraum, der nicht endet
Vor dem Urteil gegen den mutmaßlichen Dreifachmörder Jan G. wendet sich die Witwe eines der getöteten Polizisten an den Angeklagten. Der bleibt ungerührt
Frankfurt (Oder). Die Frau in Schwarz will an diesem Dienstag etwas sagen. Sylvia P. sitzt im Prozess gegen den mutmaßlichen Dreifachmörder Jan G. neben ihrem Anwalt, als ihr die Vorsitzende Richterin das Wort erteilt. Es ist der vorletzte Verhandlungstag in dem Prozess, in dem fast 100 Zeugen gehört wurden. Sylvia P. steht auf, es wird sehr ruhig im Saal 007 des Landgerichts in Frankfurt (Oder). Alle Blicke sind auf die Frau gerichtet, die ihre Haare zu einem Pferdeschwanz streng nach hinten gebunden hat. Sylvia P. wirkt gefasst, sie räuspert sich. "Ich habe lange hin- und herüberlegt, ob ich die Kraft und den Mut habe, ein paar Worte an den Angeklagten zu richten", beginnt sie, und blickt Jan G. unverwandt an. Keine zehn Meter trennen sie.
Sylvia P. ist Witwe, seit dem 28. Februar des vergangenen Jahres. Seit Jan G. im Drogenrausch zunächst seine Oma im brandenburgischen Müllrose misshandelt und erstochen hatte und auf der anschließenden Flucht den 49-jährigen Ehemann von Sylvia P., den Polizeihauptmeister Torsten P., sowie einen zweiten Polizeibeamten totfuhr. Die beiden Polizisten hatten den Mann, der bei seiner Flucht mehrere Unfälle verursacht hatte, stoppen wollen.
Fast jeden Tag im Gericht
Die Witwe, die in diesem Prozess Nebenklägerin ist, ist seit Prozessbeginn Mitte Oktober des vorigen Jahres fast jeden Verhandlungstag im Gericht erschienen. Manchmal hatte die dreifache Mutter eine Notfallseelsorgerin dabei.…