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Politik

Minister der Unordnung

Thomas de Maizière – die wichtige Stütze der Koalition wird zu ihrer Sollbruchstelle.

Ralf Roletschek [GFDL or CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
von
Gregor Mayntz
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Politik

Wer Thomas de Maizière verstehen will, muss wissen: „Ich wollte eigentlich nie Politiker werden.“ Plakativ hat er es an zentraler Stelle seiner Homepage hervorgehoben. So wie eine andere Grundüberzeugung: „In eine Regierungszentrale zu gehen, war exakt die Verbindung von Jura und Politik oder Wirtschaft, die ich gesucht hatte.“ Ist einer, der nie exponierter Politiker werden wollte und sich innerhalb einer Administration am wohlsten fühlt, der Richtige, um als Politiker die größte Nachkriegsherausforderung Deutschlands zu stemmen?

Einer, der Reden für Berlins Regierenden Richard von Weizsäcker schrieb, der die Einheit mit verhandelte, der in Mecklenburg-Vorpommern in den Staatskanzleien und Verfassungsministerien den Aufbau mit in die Hand nahm, der sieht sich selbst zunächst als jemanden, der Ordnung ins Chaos bringt, verlässlich koordiniert und auch gewaltige Herausforderungen Akte für Akte, Vermerk für Vermerk in den Griff zu kriegen versucht. Deshalb holte Angela Merkel ihn 2005 ins Kanzleramt. Deshalb gab sie ihm 2009 das Innenministerium. Und deshalb übertrug sie ihm 2011 das Verteidigungsministerium, um das vom zurückgetretenen Vorgänger Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) entfachte Durcheinander zu ordnen.

Doch da kam ihm die Fortüne abhanden. Ausgerechnet ihm, dessen Nachname beim Militär einen Vertrauensvorschuss sicherte: Vater Ulrich hatte als Generalinspekteur die Bundeswehr entscheidend mit geprägt. Doch als sich die Politik in der heißen…

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09.11.2015