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Gesellschaft

Mein Freund, der Nachbar

Dorfgemeinschaften sterben langsam aus. In den Städten und im Netz formiert sich eine neue Art, gute Nachbarschaft zu zelebrieren. In diesem Jahr soll die Wiener Plattform „FragNebenan.com“ auch in Deutschland an den Start gehen.

Suzanne Tucker / shutterstock.com
von
Lisa Kreuzmann
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Gesellschaft

ESSEN/WIEN Marc steht im Aufzug. In der Hand hält er eine Packung Schinkenwurst, an den Füßen trägt er Wollpantoffeln. Die hat Marga für ihn gestrickt. Hier duzen sich alle. Marga Weindorf und Marc Auffenberg sind Nachbarn, aber irgendwie auch mehr als das. „Wir sind Mitbewohner und wir sind eine Familie, nicht blutsverwandt, aber eine Familie.“ Und wie in jeder guten Familie sei man sich auch mal uneinig. Worin sie sich einig sind, ist die Frage, wie man in einer modernen Großstadt leben möchte: für sich und doch nicht allein.

Laut einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung streiten Nachbarn besonders häufig über Lärm, Sauberkeit, Gerüche und Haustiere. Am meisten zoffen sich demnach übrigens die Hamburger, im toleranten Berlin ist die Streitquote am niedrigsten. Nordrhein-Westfalen zankt sich in das obere Mittelfeld: Etwa jeder Dritte gab an, mit seinen Nachbarn schon einmal im Clinch gelegen zu haben.

Dabei seien gute Nachbarschaftsbeziehungen den meisten sehr wichtig, sagt Nachbarschaftsforscherin Ruth Rohr-Zänker. Seit Jahren beobachte sie deshalb ein Revival der gelebten Nachbarschaft in den Städten. „Viele wollen die kleine Welt auch in der Großstadt leben“. So war das auch bei der 78-jährigen Marga Weindorf und dem 41-jährigen Versicherungsmarker Marc Auffenberg. Zusammen wohnen sie im „GeKu“-Haus, mitten in der Essener Innenstadt. „GeKu“ steht für Generationen-Kult, weil jede Generation ihren eigenen Kult habe, sagt…

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01.02.2016