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„Den Mann, in den ich mich verliebt habe, gibt es nicht mehr“

Es waren Kleinigkeiten, die Cynthia das Gefühl gaben: Etwas stimmt nicht mit meinem Mann. Bis zur Diagnose, die vieles erklärte – und alles veränderte: Michel, zu der Zeit erst 39, leidet an erblicher Demenz. Hier erzählt Cynthia, wie es ist, wenn der Partner langsam verschwindet

BONNITA POSTMA
von
Brenda van Osch
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Jahrelang war Michel Automechaniker in einer Rover-Werkstatt – bis man ihm vor fünf Jahren auf einmal kündigte. Er würde jede Veränderung ablehnen, so die Begründung. Weigerte sich, an neuen Typen zu arbeiten und Fortbildungen zu machen. Das Unternehmen wollte vorwärts, Michel nicht. Rückblickend hatte da die Demenz schon begonnen.

In den Jahren danach kümmerte er sich in verschiedenen Firmen um die saisonalen Wechsel von Winter- und Sommerreifen, aber auch das funktionierte nicht ganz reibungslos. Kollegen fiel auf, dass er Dinge vergaß oder – umgekehrt – alles extrem kontrollierte und so sehr lange brauchte. In der Rover-Werkstatt hatte ihm seine Routine geholfen, doch jetzt war ständig alles neu, und seine Probleme fielen mehr auf. Im Mai vor zwei Jahren gab er selbst zu, dass es nicht mehr ging. „Es wird gefährlich“, sagte er zu mir. Daraufhin gingen wir zum Hausarzt.

Schrumpfende Welt

Im Nachhinein sehe ich deutlich, wie sich sein Verhalten verändert hatte. Schon vor 20 Jahren, als ich ihn kennenlernte, war Michel eher der stille Typ, das gefiel mir ja auch so an ihm. Aber er unternahm trotzdem viel. Hatte Freunde, flog mit Kollegen nach New York, spielte Fußball. Nun wurde seine Welt allmählich kleiner, er begann, sich aus allem zurückzuziehen. Vernachlässigte Freundschaften, hatte innerhalb der Familie nur noch mit seinem Vater guten Kontakt. Als ich das einmal ansprach, meinte er, dass die Kinder und ich ihm einfach genügen würden.

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Auch in unserer Beziehung fand ich es in den…

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Nr. 2/2018