Lesezeit 6 Min
Kultur

„Menschen sind wir annäherungsweise“

100 Jahre Dadaismus

Robert Delaunay [Public domain], via Wikimedia Commons
von
Simone Scharbert
Lesezeit 6 Min
Kultur

2016 feiert der Dadaismus sein hundertjähriges Jubiläum. Der rumänisch-jüdische Dichter und Künstler Tristan Tzara gilt als einer der wichtigsten Mitbegründer und Impulsgeber der revolutionären Kunstrichtung, der derzeit viele Ausstellungen gewidmet sind.

„Ich verkünde die Opposition aller kosmischen Eigenschaften gegen die Gonorrhoe dieser faulenden Sonne, die aus den Fabriken des philosophischen Gedankens kommt, den erbitterten Kampf mit allen Mitteln des dadaistischen Ekels.“

So der rumänische Künstler Tristan Tzara in einem seiner dadaistischen Manifeste. Gleich sieben Stück hat er unter dem Titel „Sept manifests dada“ verfasst, die 1924 publiziert und wichtiger Bestandteil der dadaistischen Bewegung werden. Wie Manifeste überhaupt zu eigenen Kunstwerken und Ausdrucksmitteln der neuen Richtung Dada avancieren. Die programmatische Ansage: Kampf gegen gesellschaftliche Konventionen und den vorherrschenden Kulturbetrieb der damaligen Zeit. Nihilistisch, destruktiv und gegen allzu nationalistische Ideologien. Ein grenzübergreifendes Programm, das man sich vielleicht dieser Tage manchmal in seiner Wucht, seinem Optimismus und revolutionären Geist wieder wünschen würde. Ohne Berührungsängste, manchmal auch ohne Respekt gegenüber der Gegenwart:

„Jedes Erzeugnis des Ekels, das Negation der Familie zu werden vermag, ist Dada; Protest mit den Fäusten, seines ganzen Wesens in Zerstörungshandlung: Dada; Kenntnis aller Mittel, die bisher das…

Jetzt weiterlesen für 0,42 €
Nr. 3/2016