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Gesellschaft

Und wie ist die Stimmung?

„Das Gefühl der Welt“ - das neue Buch von Heinz Bude

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Der Mensch als rationales Wesen - diesem Irrtum saß beileibe nicht nur die ökonomische Lehre auf. Die rationalistische Weltsicht sitzt tief. Doch der Mensch orientiert sich eben nicht nur mithilfe seines Verstands, seiner Kategorien und Theorien in der Welt, sondern genauso mit seinen Empfindungen, Ahnungen, Emotionen und Grundbefindlichkeiten. Ein Soziologe macht nun essayistisch-tastend Stimmungen als prägendes Motiv menschlicher Weltsicht und Weltbeziehungen dingfest: Stimmung als der Zustand, in dem man sich durch die Welt bewegt.

Okay, wir kennen sie in allen Facetten: In den gespannt-ruhigen Straßen am Heiligen Abend; im ausgelassenen Miteinander auf einer Party; im nachhallenden Sphärengeblubber der Wellnesstempel; auf einer Sommerwiese mittags im Park - Stimmungen gehören zu unserem Leben. Sie untermalen den Alltag wie ein Klangteppich, prägen das Klima, das uns umgibt. Und manchmal, wie Silvester in Köln, bei Versammlungen von Pegida oder in den Monaten nach der Flüchtlingskrise, entfalten Stimmungen eine Macht, der sich niemand entziehen kann. Was als diffuses Gefühl daherkommt, wird zum knallharten Faktor, der Entwicklungen in unserer Realität bestimmt.

Der Kasseler Soziologe Heinz Bude ist überzeugt: "Stimmungen stellen eine Realität eigener Art dar, die als Reflex auf Lebensumstände und Systembedingungen nur unzureichend begriffen werden. Seit 2008 wissen wir, wie Stimmungen das Geschehen auf den Finanzmärkten beeinflussen; immer schon…

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01.07.2016