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Wirtschaft

Form auf Zeit

"Habt Mut, die eigene Organisation zu erfinden" - ein Gespräch mit Susanne Ehmer und Herbert Schober-Ehmer

von
Winfried Kretschmer
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Wirtschaft

Was ist die richtige Organisationsform für ein Unternehmen? Das ist die falsche Frage, sagen zwei Organisationsberater. Es gibt nicht mehr eine bestimmte Struktur, die besser als andere geeignet wäre. Nicht die richtige oder angesagte Organisationsform. Vielmehr gilt es, genau zu beobachten, was die eigene Organisation braucht. Auszuprobieren und zu experimentieren. Und das Konstrukt permanent in Beobachtung zu halten, um es jederzeit wieder ändern zu können. Die Organisation als temporale Form.

Susanne Ehmer und Herbert Schober-Ehmer sind Organisationsberater und Coaches in Wien. Ihr Buch ÜberLeben in der Gleichzeitigkeit. Leadership in der "Organisation N. N." (zusammen mit Wolfgang Regele und Doris Regele) ist im Frühjahr bei Carl-Auer erschienen.

Frau Ehmer, Herr Schober-Ehmer, Organisation N. N. - was hat man sich darunter vorzustellen?

Herbert Schober-Ehmer: N. N. heißt "nomen nominandum", lateinisch für "noch zu nennender Name". Wenn in Organigrammen bei einer Position "N. N." steht, bezeichnet das eine noch nicht besetzte, noch zu besetzende Stelle: eine Leerstelle, die es möglich macht, alle Entscheidungen zu treffen, wie diese Leerstelle gefüllt wird. Dieses Offenhalten ist die Idee: das Offenhalten einer ganzen Organisation, um zukunftsfähig und innovativ zu werden.

In einem Organigrammkästchen wird "N. N." irgendwann durch einen richtigen Namen ersetzt, und alles hat seine Ordnung. Ist das in der Organisation N. N. auch so?

Susanne Ehmer: Nicht ganz. Ich möchte hier vom Denken in Organigrammen weggehen und auf das schauen, was eine Organisation ausmacht, mit welchen Eigenschaften man sie beschreiben kann. Eine Organisation muss sich immer wieder neu auf die aktuellen Anforderungen und Gegebenheiten ausrichten, sie muss schauen, wie sie erfolgreich sein kann, sie muss sich immer wieder neu erfinden. Sie kann entscheiden, eine agile Organisation zu werden, sie kann aber auch entscheiden, eine beständige Organisation zu bleiben. Das muss auch nicht die ganze Organisation betreffen: So kann ein Bereich sehr agil und flexibel agieren, während der andere die nötige Stabilität bietet, die das möglich macht. Nach…

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28.04.2016