Lesezeit 19 Min
Wirtschaft

Selbstorganisiert nach Fahrplan

Selbstorganisation ist auch in hochgradig geregelten Jobs möglich – ein Gespräch mit Cornelius Fischer von der Deutschen Bahn

changeX
von
Winfried Kretschmer
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Wirtschaft

Selbstorganisiertes Arbeiten funktioniert, wo die Entscheidungsspielräume im Job groß und die Risiken gering sind? Aber nicht, wo es auf Zuverlässigkeit und Sicherheit ankommt? Im Flugzeug zum Beispiel. Oder bei der Bahn, wo genaue Taktung und strenge Pläne die freie Wahl von Arbeitszeit und Arbeitsort von vornherein ausschließen. Selbstorganisation ist dennoch möglich, auch in hochgradig geregelten Jobs. Auch für Blue-Collar-Worker. Denn selbstorganisiert zu arbeiten bedeutet, möglichst viele Facetten seiner Arbeit selbst gestalten zu können. Nicht nur das Wo und Wann. Und nicht zuletzt heißt Selbstorganisation verteilte Führung. Folge 24 der changeX-Serie über Unternehmen, die Entscheidendes anders machen.

Herr Fischer, in einem Artikel in der WirtschaftsWoche wurden Sie einmal zitiert als der Mann, der im DB-Konzern für hierarchiefreies Arbeiten zuständig ist. Erzählen Sie uns doch bitte, was Sie genau machen. 

Es ist etwas übertrieben, zu sagen, ich sei der Mann für hierarchiefreies Arbeiten im DB-Konzern. Ich bin ein Teil eines Teams, und wir nehmen als Team diese Verantwortung wahr. Das Team ist eine Gruppe von circa 15 Mitarbeitern der Konzernorganisation, die vor ein paar Jahren angefangen haben, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Mit dem Ziel, die klassische hierarchische Organisation durch zusätzliche Angebote zu bereichern.

Zur Person

Cornelius Fischer war Sprecher des Teams für hierarchiefreies Arbeiten bei der Deutschen Bahn AG. Seit Januar 2018 ist er Mitglied des bahneigenen Thinktanks Digitalisierung & Technik, der selbst als selbstorganisiertes Team arbeitet.

Welche Angebote waren das? 

Wir haben versucht, in die Vielfalt von Formen eine gewisse Struktur hineinzubringen. Wir haben uns mit Scrum beschäftigt, mit Holakratie, mit Partizipationsmodellen und so weiter. Und irgendwann haben wir festgestellt: Da gibt es so viel, dass man niemandem zumuten kann, sich damit im Detail zu beschäftigen - also müssen wir das für den Konzern als Beratungsangebot zur Verfügung stellen. Das heißt, wir vermitteln den Menschen im Konzern und außerhalb des Konzerns, welchen Möglichkeitsraum es gibt, sich selbstorganisiert und agil aufzustellen.

Nach diesem Möglichkeitsraum wollte ich gerade fragen. Die Bahn hat einen Fahrplan, das ist sozusagen ihr Rückgrat. Welcher Raum bleibt…

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26.01.2018