Lesezeit 8 Min
Geschichte

Wie General Winter die DDR niederrang

Der Jahresanfang 1987 brachte wochenlang Eiseskälte bis minus 30 Grad. Die Wirtschaft stand am Abgrund - das System sah seine Grenzen

Marian Salabai / Shutterstock.com
von
Maritta Tkalec
Lesezeit 8 Min
Geschichte

Vom "Wahnsinnswinter" sprach die Bildzeitung, der Spiegel berichtete ausführlich über den Energienotstand in Frankreich und Bayern, über abgeschnittene Dörfer in Griechenland, geschlossene Flughäfen in Norditalien und machte sich Gedanken über die Anfälligkeit der technisierten Gesellschaft, wenn es mal sehr kalt wird. Am 10. Januar 1987 hatte die eingeflossene, bodennahe eisige Luft die Temperaturen in weiten Teilen Europas stürzen lassen. Nachdem der westeuropäische Kälterekord im Schweizer Jura mit minus 41,8 Grad Celsius gebrochen war, scherzte ein Radiosender, die Leute würden in die Tiefkühltruhen flüchten - dort herrsche mit minus 18 Grad wohlige Wärme.

So gelassen fielen die Schlagzeilen der DDR-Presse nicht aus. In der Nacht vom 13. zum 14. Januar 1987 registrierte Berlin die kälteste Januarnacht des Jahrhunderts, das ja schon etliche wirklich harte Eiswinter gebracht hatte (1940, 1978/79). Schönefeld meldete minus 25 Grad, Kamenz (Lausitz) minus 30 Grad. Sechs Tage lang, vom 10. bis zum 15. Januar stiegen die Tagestemperaturen vielerorts nicht über minus 20 Grad. Das war zu viel für die DDR.

Nasse Kohle, festgefroren

Die Schlagzeile des Neuen Deutschlands auf Seite 1 vom 15. Januar machte in all ihrer Umständlichkeit die katastrophale Lage klar: "Großer Einsatz zur Meisterung der Situation, die durch ungewöhnlich große Kälte entstanden ist". Der Text spricht von "außerordentlich komplizierten Bedingungen". Kohlekumpel, unterstützt…

Jetzt weiterlesen für 0,44 €
02.01.2017