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Gesellschaft

„Weder ausgrenzen noch ignorieren“

Der Historiker Paul Nolte über den richtigen Umgang mit Populisten und die Erosion der Volksparteien

tvjoern / pixabay.com
von
Kordula Doerfler
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Gesellschaft

Demokratiegeschichte zählt zu den Forschungsschwerpunkten des Berliner Historikers Paul Nolte. Für die Einschätzung, der Erfolg der AfD markiere einen Epochenwandel in der deutschen Demokratie, sei es noch zu früh, sagt er. Aber ein Einschnitt sei er schon.

Herr Nolte, die AfD sitzt von der kommenden Woche an als drittstärkste Kraft im Bundestag. Haben Sie ein so gutes Abschneiden bei der Wahl erwartet?

Betrachtet man die letzten Wochen und Monate, war das zu erwarten, die Umfragen gingen ja auch in diese Richtung. In einer längeren Perspektive muss ich sagen, dass ich die Hartnäckigkeit dieses Phänomens unterschätzt habe und auch den Strukturbruch, den das bedeutet. Wir haben es mit einer neuen Form von Politik zu tun, die nicht nur eine momentane Aufwallung ist und sich an bestimmten Themen entzündet hat wie der Flüchtlingspolitik oder der Griechenlandkrise. Es geht um mehr, nämlich um Veränderungen in der Gesellschaft und wie ein Teil der Gesellschaft Politik versteht.

Bisher galt das Dogma, dass es rechts der Union keine demokratisch legitimierte Partei geben darf.

Das ist natürlich ein Einschnitt, erst recht, weil die AfD eine Partei ist, die auch rechtsextrem und bis in den Bereich der Mandatsträger nationalsozialistisch verseucht ist. Aber sie ist trotzdem nur ein Teil eines größeren Umbruchs in der Parteiengeschichte der Bundesrepublik.

Damit meinen Sie die Erosion der…

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20.10.2017