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Gesellschaft

Danke, das war's

Diesen Satz wird Donald Trump nie sagen? Vielleicht doch, meint der Politologe Jeremy D. Meyer. Er glaubt, dass der US-Präsident nur auf den richtigen Moment wartet, um zu gehen. Ein Gespräch ein Jahr nach dem Amtsantritt

12019 / pixabay.com
von
Damir Fras
und
Kordula Doerfler
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Gesellschaft

Den Tag seiner Vereidigung als US-Präsident ist begann Donald Trump, wie auch sonst, mit einem Tweet. "Heute fängt alles an. Ich sehe Euch um 11.00 Uhr zur Vereidigung. DIE BEWEGUNG GEHT WEITER - DIE ARBEIT BEGINNT!", schrieb er am Morgen des 20. Januar 2017. Wir sprachen ein Jahr danach mit dem amerikanischen Politologen Jeremy D. Mayer über Trumps Twittermanie, seinen Politikstil und darüber, welche Gefahr von ihm ausgeht. Das Gespräch wurde per Skype geführt, an einem grauen Berliner Winternachmittag. Bei Mayer in der Nähe von Washington D.C. ist es morgens, als die Verbindung steht. Er hat sich viel Zeit genommen, er ist sehr konzentriert, spricht lebhaft und anschaulich. Zweimal bricht die Leitung zusammen, aber auch das bringt ihn nicht aus dem Konzept.

Alle sprechen über das Enthüllungsbuch "Fire and Fury". Wird es US-Präsident Donald Trump zu Fall bringen?

Nein, überhaupt nicht. Das Weiße Haus wird versuchen, den Autor des Buches zu diskreditieren, wo immer es geht. Der Sturm geht vorbei, da bin ich mir sicher.

Na gut, dann können wir ja zur ursprünglichen Einstiegsfrage übergehen: Mögen Sie Superhelden?

Entschuldigen Sie, aber wohin soll das führen?

Im Weißen Haus sitzt ein selbst ernannter Superheld, ein Genie, das auf Twitter behauptet, es habe dafür gesorgt, dass kein einziger Mensch im zivilen Flugverkehr ums Leben gekommen ist.

Das überrascht mich nicht. Solche Behauptungen sind ein Leitmotiv Trumps. Es handelt sich dabei um autoritäre Rhetorik. Trump stellt sich gerne als Heilsbringer dar. Das ist wie die Geschichte vom Hahn, der kräht, weil die Sonne aufgeht, aber davon überzeugt ist, dass die Sonne aufgegangen ist, weil er gekräht hat.

Warum lügt Trump?

Er glaubt ja gar nicht, dass er lügt, wenn er so etwas behauptet. Er prahlt. Trump ist unfähig, zwischen wahr und unwahr zu unterscheiden. Das ist auch gar nicht entscheidend für ihn. Wichtig ist für ihn nur: Nutzt es mir, wenn ich das behaupte? Fühle ich mich gut dabei? Trump ist ein völlig anderer Lügner als zum Beispiel der frühere US-Präsident Richard Nixon. Der hat in der Watergate-Affäre seine Lügen kunstvoll gefertigt, damit sie der Wahrheit…

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13.01.2018