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Kultur

Es ist doch ein großes Spiel – und ich bin der Leiter

Er nennt sich ungern Regisseur, arbeitet ohne Drehbuch und immer wieder gern mit seiner Oma: Der Berliner Axel Ranisch ist das eigenwillige Multitalent des deutschen Films

Quelle: YouTube, Szene aus "Alki, Alki"
von
Anke Westphal
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Ein verregneter Vormittag in Berlin-Lichtenberg. Herbstlaub bedeckt die Gehsteige vor einem der mehrgeschossigen Neubauten aus DDR-Zeiten, Typ WBS 70, mitunter unzutreffend "Plattenbauten" genannt. Im dritten Stock öffnet Axel Ranisch die Wohnungstür, gut gelaunt und flott mit Hosenträgern. Die Räume dahinter sind ihm seit Jahrzehnten vertraut. Hier ist er aufgewachsen, hier lebte er schon mit seinen Eltern und Schwestern. Ranisch ist Regisseur, Autor, Produzent und Schauspieler, auch fürs Fernsehen. In der ZDF-Krimiserie "Zorn" verkörpert er einen sehr gewissenhaften Kommissar. Sein mit 517,34 Euro Ersparnissen finanziertes Spielfilmdebüt "Dicke Mädchen", von Ranisch 2011 in der Wohnung seiner Oma gedreht, wurde ohne jede Werbung oder Stars ein Hit. Er hat zwei Kammeropern für die Bayerische Staatsoper inszeniert, Freundlich bietet uns das erst 32-jährige Multitalent ein Getränk an.

Herr Ranisch, Ihr neuer Spielfilm "Alki Alki" erzählt vom alkoholkranken Berliner Architekten Tobias. Wir sitzen hier bei köstlichem Ingwertee. Trinken Sie überhaupt Alkohol?

Aber ja! Gern zum Beispiel Weißwein und früher auch Mai Tai. In Schöneberg gibt es am Winterfeldtplatz eine sehr gute Cocktailbar, die machen einen herausragenden Mai Tai. Darf ich Ihnen ein Glas Weißwein anbieten?

Um Himmels willen, nicht um diese Tageszeit ...

Man muss nicht schon morgens um 10 Uhr saufen, heißt es in meinem Film. Aber man muss auch feiern können!

Das tun wir lieber später. Bisher haben Sie drei recht verspielte Filme inszeniert, in denen niemand ernstlich krank war. Warum wählten Sie nun das sehr ernste Thema Sucht?

Nach der Premiere von "Dicke Mädchen" bei den Hofer Filmtagen im Oktober 2011 meinte der Schauspieler Peter Trabner: So, jetzt müssen wir einen Alkoholikerfilm drehen. Es sei an der Zeit, etwas zu machen, wo es so richtig schön den Bach runtergeht. Da hatte ich aber keine Lust drauf! Meine Filme haben ja bei aller Tragik auch immer Humor. Peter hat aber nicht lockergelassen. Als wir dann irgendwann mal mit Heiko Pinkowski, der neben Peter die andere Hauptrolle in "Alki Alki" spielt, im Auto saßen, sagte Peter: Was wäre denn, wenn die Alkoholsucht eine Filmfigur, also…

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07.11.2015