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Dieseldämmerung

Der Abgas-Skandal hat der deutschen Automobilindustrie ihr Fukushima beschert. Betrugssoftware, Überschreitung von Grenzwerten, Debatte über Fahrverbote: Berliner Autohändler beobachten eine dramatische Verunsicherung ihrer Kunden

byrev / pixabay.com
von
Jochen Knoblach
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Die ersten leisen Veränderungen hatte Peter Götze schon im Oktober wahrgenommen. In kurzen Abständen fragten zwei Kunden nach, wie viel Geld sie für ihr noch recht neues Auto mit Dieselmotor bekommen würden. Ein anderer suchte einen Kombi, schloss aber einen Diesel kategorisch aus. Damals waren es noch kleine Zacken auf dem über Jahre gleichmäßigen Firmen-EKG des Steglitzer Autocenters. Inzwischen schlägt der Seismograf immer heftiger aus. "Alle reden über Diesel, kaufen will keiner", sagt der Firmeninhaber. Er ist besorgt.

Götze sitzt in seinem Büro. Die Ellenbogen hat er auf die Knie gestützt, den Kaffeebecher hält er mit beiden Händen. Nachdenklich schaut er in den Raum. Seit 25 Jahren betreibt der 50-Jährige seinen Gebrauchtwagenhandel im Südwesten Berlins. Büro und Parkplatz liegen unmittelbar an einer vierspurigen Allee. Die Hecke zur Straße ist flach, um Götzes automobile Auslage dahinter nicht zu verstecken, aber dennoch hoch genug, um mit akkuratem Schnitt vertrauensstiftend auf die potenzielle Kundschaft wirken zu können. "Klein, aber fein", nennt Götze sein Unternehmen, das in einschlägigen Onlineportalen mit fünf Sternen bewertet wird. Höchstnote, sagt er und ist darauf ebenso stolz wie auf seine Stammkunden, die in seiner Branche wahrlich nicht üblich sind.

In Zeiten, in denen Fahrverbote für Dieselautos und deren Gefahr für Leib und Leben in aller Munde ist, helfen ihm die Sterne allerdings wenig. Die einst als sparsam, leistungsstark und…

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25.07.2017