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Kultur

Die Freiheit des Fuchsmädchens

Zwänge, Zweifel, Unruhe: All das ist weg, wenn Cornelia Schleime vor der Leinwand steht. Das war so im Osten, wo sie nicht ausstellen durfte, und später im Westen mit seinem aufgeregten Kunstbetrieb. Ein Treffen in Prenzlauer Berg vor der Verleihung des Hannah-Höch-Preises

By Markus C. Hurek (C_Schleime_M_Hurek2008wiki) [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
von
Ingeborg Ruthe
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Kultur

BERLIN. Flügelrauschen, wohl auch Kreischen und Krächzen vermeint man zu hören aus Cornelia Schleimes Bildern. Seltsame Vögel fliegen förmlich hinein, hin zu merkwürdigen Frauengestalten. Denen wachsen lange Rapunzelzöpfe zu Geweihen, zu Laokoonschlangen, zu langen Hasenohren. Manche haben Blüten und Blätter zwischen den Lippen. Oder sie stehen im Wasser.

So uneitel ist die Malerin, die solch mythische Bildwelten "meinen poetischen inneren Raum" nennt und der man eine "radikale Fabulierlust" nachsagt, nun auch wieder nicht, dass sie das nicht ehren würde: Cornelia Schleime ist Nummer Acht in der Reihe jener aus dem Osten Berlin stammender Künstler, die seit der Wiedervereinigung mit dem nach der großen Berliner Dadaistin benannten Hannah-Höch-Preis der Stadt, inklusive Werkschau im Landesmuseum Berlinische Galerie, bedacht werden.

Der Frosch bleibt ungeküsst

Am Donnerstag passiert das. Und ihre Bilder, also die, auf denen sich ihre radikale Fantasie austobt, sind dann alle dabei. Menschenbilder, die in kein gängiges Kunstschema passen: Junge Frauen im Taucheranzug, wie Argonautinnen, auf der Suche nach dem Goldenen Vlies. Die griechische Mythologie wird - feministisch - umgemalt. Und so macht Cornelia Schleime es auch mit den alten Märchen: Die Prinzessin küsst nicht den Frosch, auf dass er wieder ein Prinz werde. Sie steht selber tief im Brunnenwasser und lässt ihn auf ihrem Haar tanzen. So geht das weiter. Die…

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22.11.2016