Lesezeit 8 Min
Technik

Flüchtlingslager auf Blockchain

Digitale Ausweise können Flüchtlingen helfen, sich schneller einzugliedern.

Russ Juskalian
von
Russ Juskalian
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Technik

Bassam schiebt einen Einkaufswagen durch einen Laden mit Reissäcken, frischem Gemüse und anderen Nahrungsmitteln. Sein schwarzes Sweatshirt hat er in die Jeans gesteckt, die ihrerseits in schlammverkrusteten Stiefeln steckt. An der Kasse bezahlt er nicht mit Bargeld oder Kreditkarte. Stattdessen blickt er in eine schwarze Box mit Spiegel und Kamera. Einen Moment später erscheint Bassams Auge auf dem Bildschirm der Kassiererin. Bassam steckt seine Quittung ein, auf der „EyePay“ und „World Food Programme Building Blocks“ stehen, und geht hinaus in das mittägliche Chaos.

Der Tazweed-Supermarkt liegt in der jordanischen Steppe am Rande des Zaatari-Flüchtlingslagers für 75 000 Menschen, knapp zehn Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Obwohl Bassam es vielleicht nicht weiß: Sein Einkauf ist eine der ersten humanitären Anwendungen der Blockchain. Indem er seine Iris scannen lässt, bestätigt er anhand einer UN-Datenbank seine Identität und lässt gleichzeitig den Betrag von einem Familienkonto abbuchen, das das World Food Programme (WFP) auf einer Variante der Ethereum-Blockchain führt.

Das Anfang 2017 gestartete Programm „Building Blocks“ unterstützt das WFP bei der Verteilung von Nahrungsmitteln an mehr als 100 000 syrische Flüchtlinge in Jordanien. Bis Ende dieses Jahres will es alle 500 000 Flüchtlinge im Land erfassen. Wenn es erfolgreich ist, könnte es die Einführung von Blockchain-Technologien bei den Vereinten Nationen und darüber hinaus…

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Nr. 07/2018