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Technik

Der Kiffer ist König

Illegale Märkte im Darknet arbeiten verblüffend erfolgreich mit Händlerbewertungen, Moderatoren und Treuhandsystem – auch ohne bürgerliches Gesetz im Rücken. Kann der legale Online-Handel daraus lernen?

TheDigitalArtist / pixabay.com
von
Christian Buck
und
Wolfgang Stieler
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Der Kunde ist sauer. „Dieser Verkäufer ist ein Betrüger!“, schreibt er im Internet. „Ich habe meine Bestellung nicht bekommen, und auch nach 24 Stunden hat er nicht auf meine Nachricht reagiert.“ Ein anderer Nutzer rät ihm zur Geduld: „Warte noch ein bisschen. Der Verkäufer ist sauber. Mich hat er nie betrogen.“ Aber auch ein zweiter Kunde klagt, weil er keine Lieferung bekommen hat. Nun bietet der Administrator seine Hilfe an: „Danke für den Hinweis. Der Verkäufer wird überprüft. Nach weiteren Untersuchungen können wir ihn innerhalb von 24 Stunden sperren.“

Das klingt auf den ersten Blick wie ein typischer Dialog in den Kommentarspalten bei Amazon oder eBay. Aber in diesem Fall hat sich der Frust im Darknet entladen, jenem Teil des weltweiten Datennetzes, das anonyme, unzensierte und sichere Kommunikation ermöglicht – und damit auch Marktplätze für Drogen, Waffen und andere illegale Waren anzieht.

Ihr Marktanteil ist zwar noch klein, aber er wächst sehr dynamisch. Den Umsatz des globalen Drogenmarktes schätzt das UN-Büro für Drogenkriminalität 2015 auf 321 Milliarden Dollar. Lediglich 150 bis 180 Millionen davon entfielen auf das Darknet. Aber drei Jahre zuvor wurde der Umsatz des Marktplatzes Silk Road, der seinerzeit faktisch eine Monopolstellung innehatte, auf nur 22 Millionen Dollar geschätzt.

Kriminologen, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler interessieren sich dafür, wie sich trotz fehlender staatlicher Regulierung ein offensichtlich…

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Nr. 4/2018