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Kultur

„Ich hatte nie Angst vor Kälte“

Robert Wilson macht Theater aus Bildern, die aus Träumen stammen könnten. Nun probt der amerikanische Star-Regisseur in Düsseldorf „Der Sandmann“.

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von
Dorothee Krings
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Düsseldorf Robert Wilson ist gerade aus Mailand eingeflogen, erschöpft wirkt er nicht. Er trägt schwarzen Blazer zur Jeans, eine Hornbrille mit zartblauen Gläsern und hat ein Klemmbrett mit leeren Blättern unter dem Arm. Darauf wird er später den schwer beladenen Kopf des deutschen Zuschauers skizzieren und sein Theater, das die Oberfläche feiert und doch aus den Tiefen des Unterbewussten schöpft. Mit seinen surrealen Bildern voll strenger Kontraste, den überdeutlichen Gesten und entschleunigten Bewegungen hat er eine einzigartige Theatersprache erfunden. In der erzählt Wilson nun E. T. A. Hoffmanns schauerliches Märchen vom Teufel Sandmann und dem Studenten Nathanael, der sich in eine Frau verliebt, die sich als Automat entpuppt.

Träumen Sie bisweilen in den Bildern, die Sie für die Bühne schaffen?

Wilson Das kommt vor. Aber selten.

Sie haben mal gesagt, die Deutschen dächten zu viel. Was ist so schlimm am Denken?

Wilson Das Gehirn ist ein Muskel. Gehen Sie heute Abend ins deutsche Theater, sie werden das erleben: (Wilson steht auf, bewegt stimmlos den Mund, schaut ernst. Als er sich wieder setzt, lacht er ein breites texanisches Lachen.) Wenn man diesen Figuren den Kopf abschraubt, bleibt nichts übrig. Man denkt aber mit dem ganzen Körper. Wenn ich dieses Glas berühre, ist es kühl, meine Stirn ist warm. Erleben ist wahres Denken, hat Susan Sontag…

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10.04.2017