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Mein neuer Akzent machte mich zur Gefangenen

Migräne hatte sie schon öfter, aber dieser Anfall vor sieben Jahren war anders. Als die Kopfschmerzen abklangen, sprach Sarah Colwill plötzlich, als käme sie aus China. Die Folge einer seltenen Erkrankung, die das Leben der Britin völlig auf den Kopf stellte

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von
Edwin Oden
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Der 7. März 2010 war der Tag, an dem sich ihr Leben für immer veränderte. Sarah Colwill (41) saß auf dem Sofa in ihrem Haus im englischen Städtchen Plymouth und spürte, dass furchtbare Kopfschmerzen im Anmarsch waren. Migräneanfälle kannte sie ja – schon als Jugendliche litt sie etwa zweimal im Jahr daran –, aber das hier war anders. Sie hatte das Gefühl, mit ihrem Gesicht stimme etwas nicht: Es fühlte sich an wie gelähmt. Und als sie mit ihrem Mann Paddy reden wollte, blieb ihr der Satz im Hals stecken. Mühsam brachte sie noch ein paar Worte heraus.

Auf dem Weg ins Krankenhaus konnte Sarah schon wieder etwas besser sprechen, aber sie klang anders als vorher. „Wissen Sie eigentlich, dass Sie sich wie eine Chinesin anhören?“, sagte die Krankenschwester, die mit Sarah im Notfallwagen saß. „Würde mich nicht wundern, wenn Sie in einem chinesischen Restaurant arbeiten.“

„Tatsächlich, Ihr Englisch klingt, als kämen Sie aus China“, meinte auch der Arzt im Krankenhaus. Er machte einen MRT-Scan von Sarahs Gehirn: keine Blutung, keine sonstigen Auffälligkeiten. Der Arzt runzelte die Stirn, er wusste nicht, was er sagen sollte, so etwas hatte er noch nie erlebt.

„Sprachprobleme infolge eines schweren Migräneanfalls“, konstatierte er schließlich. Mehr fiel ihm nicht dazu ein. „Wahrscheinlich erholt sich Ihr Sprachvermögen von allein wieder.“ Sarah durfte nach Hause.

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Der Arzt aber sollte nicht…

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Nr. 2/2017