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Ein Genuss - Wie Musik unser Gehirn aufblühen lässt

Ob Bach oder Beyoncé: Musik macht uns gesünder, freundlicher und emotional stabiler. Warum das so ist und welche Songs besonders viel in uns auslösen, weiß Hirnforscher Erik Scherder

ERIC VAN DEN ELSEN
von
Edwin Oden
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Hendrik hat’s einfach drauf. In meinem Fitnesszentrum leitet er jeden Mittwochabend den Spinning-Kurs, und der ist ein Fest: Mit lauter Musik geht es hoch her. Punkt halb acht dreht er die Lautstärke richtig auf, und sofort strampeln wir wie wild im Takt. Um nach einer Stunde wie aus einem Rausch zu erwachen, mit einer Schweißpfütze unter den Rädern. Hendriks Musik macht einfach glücklich: Hits von Michael Jackson, Beyoncé, gefühlvolle Songs und das aufpeitschende Encore une fois. Ab und an steigt Hendrik ab und geht voller Elan durch den Raum, bewegt sich zum Rhythmus der Musik und steckt uns damit an. Hendrik ist dann die Musik. Bei ihm muss man einfach wie besessen in die Pedale treten, man hat gar keine Wahl.

Erik Scherders Augen fangen an zu funkeln, als ich ihm von Hendriks Spinning-Kurs erzähle. „Wunderbar, wunderbar!“, ruft der Hirnforscher. „Das zeigt wieder einmal, wie sehr Musik Menschen beeinflussen kann.“ Es erinnert ihn an ein Experiment der Brunel University in London. „Die Probanden rannten auf einem Laufband zum Rhythmus der Songs von Madonna, Queen oder den Red Hot Chili Peppers: Auf diese Weise hielten sie 15 Prozent länger durch, und es machte ihnen mehr Spaß – sogar wenn sie vor Erschöpfung keuchten.“

Fragt man Erik Scherder, welchen Effekt Musik auf unser Gehirn hat, präsentiert er einem eine Studie nach der anderen. In seiner Heimat, den Niederlanden, wurde der Professor durch seine inspirierenden TV-Auftritte zum günstigen Effekt, den Bewegung auf das Gehirn hat, bekannt. Er machte so zahlreichen…

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Nr. 1/2018