Lesezeit 14 Min
Politik

Ihre Geschichte, unsere Geschichte

Drei Redakteurinnen der Berliner Zeitung blicken auf ihre jeweilige Generation – und auf diejenigen, die Macht hatten und haben.

BLZ / HECHER
von
Anne Lena Mösken
,
Susanne Lenz
und
Maritta Tkalec
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Politik

An diesem Mittwoch soll Angela Merkel zum dritten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt werden. Sie hat dann die Chance, so lang wie Helmut Kohl zu regieren, der sechzehn Jahre im Amt war.

Die Deutschen sind solch lange Zeitspannen gewöhnt. Im Westen, im vereinten Deutschland. Auch im Osten. Denn von 1971 bis 1989 stand Erich Honecker der DDR vor. Wie hat das die Menschen im Land geprägt?

Früchte des Ostens

Der graue Mann war der Parteifürst ewig langer Jahre. Gut, dass man dennoch ein Leben hatte

von Maritta Tkalec, Jahrgang 1956

Ich bin Generation Honecker. Peinlich, aber die Fakten sagen das. Der Begriff Generation legt nahe, dass eine große Gruppe von Menschen von einem Phänomen, das sie alle erfasste, geprägt worden sei. Wie soll das im Fall Honecker aussehen? Wie sollen Insassen von Stasi-Knästen, FDJ-Apparatschiks, widerständigen Intellektuellen und harten Systemverteidigern Gemeinsamkeiten zugeordnet werden, die sie als Angehörige einer in der DDR geprägten Generation von heute 50- bis 70-Jährigen kennzeichnen? Da wird sich kein "Wir" finden lassen. Es gibt gute Gründe, warum niemand darauf kam, das Buch "Generation Honecker" zu schreiben.

Natürlich gibt es eine Menge Leute, die in der DDR ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Angela Merkel, etwa so alt wie ich, gehört auch dazu. Gut möglich, dass wir ähnliche Schul-, FDJ- und Freizeiterinnerungen haben. Bloß: Sie war Pfarrerstochter; ich kannte keine Christen. Immerhin war eines unbestreitbar allen gemein: Wir waren Nachkriegskinder, erlebten den ersten kleinen Aufschwung, sind geboren und aufgewachsen mitten im Kalten Krieg.

Erich Honecker ist eigentlich zu mickrig, um einer Generation den…

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14.03.2018