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Kultur

Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Zeit noch kommt

Als Schauspielerin ist sie bekannt geworden, als Regisseurin erwachsen. Ein Gespräch mit Nicolette Krebitz über die Kunst, sich treu zu bleiben, eine Frauenquote beim Film und die Frage, wie man einen Wolf mit Leberwurst bei Laune hält

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von
Petra Ahne
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Nicolette Krebitz kommt etwas zu spät an in den Räumen der Filmproduktionsfirma an der Berliner Kantstraße, es hat lange gedauert von Mitte, wo sie wohnt, nach Charlottenburg. Dabei hat sie die Sache schon beschleunigt: Als das Taxi im Stau steckte, ist sie kurzentschlossen in ein Carsharing-Auto umgestiegen. In West-Berlin macht ihr keiner was vor, hier kommt sie her, hier kennt sie jede Straße. Lange offene Haare, Brille, weiße Turnschuhe: Nicolette Krebitz wirkt unangestrengt und sehr bei sich. Was vielleicht auch daran liegt, dass sie dem Start ihres neuen Films "Wild" in ein paar Tagen ganz entspannt entgegensehen kann: Bei einem Filmfest in den USA hat er schon mal ordentlich Vorschusslorbeeren bekommen.

Frau Krebitz, mit Ihrem dritten Film ist Ihnen gelungen, was bis jetzt nicht vielen deutschen Regisseuren passiert ist: Er wurde im Januar 2016 zum renommierten Sundance Festival in den USA eingeladen und von der Fachpresse gut bis begeistert besprochen.

Es war verrückt, mit dieser Resonanz hatten wir nicht gerechnet. Dass es so viele Besprechungen gab, und dann auch noch so gute, war ein Geschenk. Der Plan war, mit dem Film ins Ausland zu gehen, ihn da zuerst zu zeigen und nicht in Deutschland. Damit über den Film geschrieben wird und nicht über mich.

Sie meinen, weil Sie in Deutschland noch vor allem als Schauspielerin bekannt sind?

Ja. In den USA hat man mich als Regisseurin gesehen und so wurde der Film auch rezensiert. Die ersten Dinge, die geschrieben werden, geben oft den Ton vor, das ist einfach so. Auf keinen Fall wollte ich eine Überschrift lesen wie "Nicolette Krebitz und ihr Rotkäppchen".

Rotkäppchen, weil es in Ihrem Film um eine junge Frau und einen Wolf geht. Wie kamen Sie auf die Geschichte?

Es fing mit einem Traum an, der wiederkehrte. Etwas ist hinter mir gelaufen, ich habe es atmen gehört, ein Hecheln eigentlich. Ich nahm mir vor, mich umzudrehen, wenn ich das wieder träumen würde. Das tat ich - und da stand ein Wolf, wir…

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09.04.2016