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Politik

„Glaubt doch eh niemand, dass man alles weiß“

Robert Habeck, seit Ende Januar Parteichef der Grünen, plädiert für mehr soziale Gerechtigkeit

BERLINER ZEITUNG / PAULUS PONIZAK
von
Markus Decker
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Politik

Der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck pendelt noch zwischen Kiel und Berlin. Unser Interview findet in einem Café in der Leipziger Straße statt. Vorher hat der 48-Jährige Termine, nachher auch.

Herr Habeck, haben Sie manchmal Angst?

Vor dem Krokodil unterm Bett, oder was meinen Sie?

Politische Angst.

Ich habe keine Angst. Aber beunruhigt bin ich schon. Denn es passieren Dinge, die ich vor zwei Jahren noch für ausgeschlossen gehalten hätte. Trump regiert in Washington. Großbritannien verlässt die EU. In Sachsen ist die Mehrheit der Stimmen auf die AfD entfallen. Wir leben in einer Zeit, in der die politische Festplatte neu überschrieben wird. Das ist aber auch Ansporn, einen Beitrag zu leisten, dass die liberale Demokratie sich neu erfindet. Sicher sein, dass sie nicht doch abrutscht, kann man sich nicht mehr.

Erschreckt Sie das?

Eine Erklärung, warum reaktionäre Politik so erfolgreich ist, besagt, dass es Menschen um fehlende Anerkennung geht. Die tiefer liegende Ursache dafür ist jedoch Ungerechtigkeit und eine Verstörung darüber, dass die Politik erkennbar hilflos vor den Herausforderungen der Gegenwart steht. Das Bild dafür lieferte die Flüchtlingskrise. Aber die realen Entwicklungen setzten ja früher und an anderen Stellen an: Die Finanzkrise hat den Eindruck vermittelt, der Staat hilft den Banken, nicht den Menschen. Und ein ähnliches Gefühl ruft die…

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27.03.2018