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Politik

Der Mann aus dem Dschungelheim

Bruno Watara kam vor 17 Jahren aus Togo nach Deutschland und saß jahrelang in einem Wohnheim im Mecklenburger Wald. Er hat sich selbst befreit

BERLINER ZEITUNG / PAULUS PONIZAK
von
Maxim Leo
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Politik

PARCHIM. Er steht vor dem schweren Eingangstor, lässt seine Hände über die Gitterstäbe gleiten. Er sieht den rostigen Maschendrahtzaun, die schiefen Laternen, die Baracken mit den eingeschlagenen Fensterscheiben, den Zwinger, in dem früher der Schäferhund wohnte. Der schmale Asphaltweg ist an den Rändern von Moos und Gras überwachsen, aus den Barackendächern ragen Fliederbüsche und Akazien. "Ich muss hier weg", sagt Bruno Watara irgendwann. Dieser Ort macht ihn immer noch fertig, er spürt wieder die Traurigkeit, die Leere, die Stille. Wie vor zehn Jahren, als er hier endlich raus durfte. Wie vor 17 Jahren, als er hier zum ersten Mal ankam. Im Lager Tramm-Zapel, dem ehemaligen Heim für Asylbewerber, zwanzig Kilometer von der Landeshauptstadt Schwerin entfernt. Watara nennt es "das Dschungelheim", weil es mitten im Wald liegt, isoliert, versteckt, der nächste Ort ist acht Kilometer entfernt. "Die wollten uns hier verschwinden lassen. Hätten wir uns nicht gewehrt damals, wären wir hier verfault."

Vom Leben ausgeschlossen

Watara läuft los, den von Buchen und Kiefern eingerahmten Asphaltweg entlang, nur weg von diesem Lager, weg von der Erinnerung. Wie oft ist er diesen Weg gelaufen? Watara überlegt. "Dreimal die Woche, sieben Jahre lang." Erst schlängelt sich der Asphaltstreifen kilometerlang durch den Wald, dann geht es auf die von mächtigen Erlen gesäumte Straße, die nach Criwitz führt. Noch mal fünf Kilometer. Bei gutem Wetter dauert…

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25.09.2015