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Politik

Europas Hintertür

Jeden Tag im Morgengrauen kommen sie an: Boote voll mit Flüchtlingen, die hoffen, von Kos aus bald weiterreisen zu können, nach Norden. Erstmal aber sind sie auf der griechischen Ferieninsel gestrandet. Mitten in der Urlaubszeit

By Chris Vlachos (Own work) [CC BY 3.0], via Wikimedia Commons
von
Bernhard Honnigfort
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Politik

KOS. Und dann hat es auch noch gebrannt, weil einer der Afrikaner beim Essenkochen nicht aufgepasst hat. Als wäre nicht alles schon schlimm genug. Der Rasen war ausgetrocknet, seit Wochen war kein Regentropfen gefallen. Der Mann aus Mali hatte mit Palmwedeln Feuer gemacht, und der Wind hatte die Glut überall verteilt. Die Wiese brannte lichterloh, einige Hütten gingen in Flammen auf, ein paar der mächtigen Palmen. Die Feuerwehr musste kommen und löschen, sonst wäre die ganze Gegend abgebrannt. Aber das Hotel steht noch.

Das war Dienstagabend. Das Hotel ist kein Hotel, es ist ein Slum. Früher hieß es Captain Elias, und die Leute nennen es immer noch so. 200 Gäste konnte es aufnehmen. Heute hausen hier 800 Flüchtlinge, vielleicht auch 1 000, wer weiß das schon so genau auf Kos. Afghanen, Afrikaner, Pakistani. Sie haben sich selbst das Hotel aufgeteilt: links die Pakistani, rechts die Afrikaner. So kommt es nicht zum Krach.

Kein Strom, keine Toilette

Es gibt keinen Strom, kaum Fenster, kein Trinkwasser, keine Klos, keine Waschbecken, kein Mobiliar, keine Versorgung mit Lebensmitteln. Ein hellgrauer Betonklotz mit schäbigen Hütten drum herum, eilig gebaut aus Bambusstangen und Stofffetzen und Plastikmüll. Ein warmer Wind bläst durch die Palmen und lässt die Hütten knistern. Im Obergeschoss des Captain Elias hocken die Frauen mit den Kindern stumm auf dem Boden. Im Swimmingpool, der voller Müll liegt, versuchen zwei Männer unter…

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28.08.2015