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Geschichte

Auf den Spuren von Karl Marx

Vordenker der Arbeiterbewegung und Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft: Karl Marx wurde vor 200 Jahren geboren.

Was kaum jemand weiß: Als Student hat Karl Marx in Berlin gelebt. Wie viel Marx ist noch zu finden in der deutschen Hauptstadt?

Bundesarchiv, Bild 183-43103-0001 / Zühlsdorf, Erich / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons
von
Julia Haak
und
Maritta Tkalec
Lesezeit 13 Min
Geschichte

Was ist das denn hier", fragt eine Frau mit Gehhilfe. Sie humpelt zwischen zwei hohen Sandsteinreliefs hindurch und betrachtet einen Gedenkstein auf dem Weg. "Karl-Marx-Erinnerungsstätte", liest sie halblaut vor und dann, dass Karl Marx 1837 in Alt-Stralau weilte und dort als junger Student Erholung fand. "Eigenartig", murmelt die Frau, schlurft weiter und setzt sich auf einer Bank am Spreeufer neben ihren Begleiter in die Sonne.

Eigenartig ist ein treffendes Wort. Dort, wo man es nicht vermutet, auf der Halbinsel Stralau, direkt am Flussufer unter Lindenbäumen, eingequetscht zwischen Wohnbauten aus den 90er-Jahren, befindet sich eine Stätte zur Erinnerung an den Vordenker der Arbeiterbewegung und Kritiker der bürgerlichen Gesellschaft Karl Marx. Dieses Denkmal wirkt an dieser Stelle heute gleich zweifach aus der Zeit gefallen.

Anlässlich seines 200. Geburtstags haben wir uns in Berlin auf Spurensuche begeben. Es stellt sich die Frage, wie viel Marx es in Berlin eigentlich noch gibt. Welche Bedeutung hat dieser Mann, auf dessen Denken sich alle kommunistischen und sozialistischen Staaten berufen, heute noch? Was ist unsere Haltung ihm gegenüber? Und wie geht Berlin mit Marx um?

In Alt-Stralau ist Karl Marx ein Held. Überlebensgroß prangt dort sein Kopf auf einer Steintafel. Grimmig schaut er nach rechts, wo ihn eine zweite Steintafel zitiert: "Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie zu verändern." In idyllischer Szenerie diskutiert Marx auf dem ersten Relief in einem Gartenlokal. Ein zweites Motiv zeigt eine Szene aus dem Glasarbeiterstreik von 1901. Die Gedenkstätte mit den Reliefs des Bildhauers Hans Kies entstand 1964 im Auftrag des Stadtbezirks anlässlich des 15. Jahrestags der DDR. Von Kies ist auch die Figur des Roten Matrosen auf dem Friedhof der…

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05.05.2018