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Wirtschaft

„Bei vielen Managern ist die Gier größer als das Ethos“

Die Luther-Botschafterin der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, über maßlose Managergehälter, angemessene Zinsen und Steuervermeidung

AXEL GRIESCH FÜR €URO
von
Sabine Gusbeth
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Wirtschaft

€uro: Frau Käßmann, wir befinden uns in der Kirche St. Matthäus am Sendlinger Tor in München. Draußen haben im November Flüchtlinge per Hungerstreik für ein Bleiberecht demonstriert. Wie finden Sie das?

Margot Käßmann: Ich finde gut, dass sie auf ihre Situation aufmerksam machen. Es ist zermürbend, wie lange es bei vielen Flüchtlingen dauert, bis ihr Status geklärt ist. Sie wissen oft zwei, drei Jahre lang nicht, ob sie bleiben dürfen oder nicht. Unsere Bevölkerung fragt dann, warum arbeiten die nicht? Viele würden gern arbeiten, aber dafür brauchen sie einen geklärten Aufenthaltsstatus.

Nicht wenige in der Bevölkerung fürchten aber auch eine zunehmende Islamisierung. Halten Sie die Sorge für berechtigt?

Von der Islamisierung unseres Landes kann keine Rede sein. Als Christin denke ich, wenn wir in unserem Glauben stark sind, müssen wir keine Angst vor anderen Religionen haben. Was mir mehr Sorgen macht, ist, dass es in diesem Jahr mehr als 1000 Überfälle auf Flüchtlingsheime gegeben hat.

Glauben Sie, dass dieser Nationalismus und Hass eine Folge von Unzufriedenheit ist, von dem Gefühl, abgehängt zu werden?

Es ist schwer, eine Erklärung dafür zu finden. Wir haben eine gut funktionierende soziale Marktwirtschaft. Selbst wenn jemand arm ist – und das ist hart, keine Frage –, kann er in einer Wohnung leben und bekommt Zuschüsse zum Unterhalt. Wir können hier jeden…

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Nr. 12/2016