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Kultur

Die Landflucht der Aufmerksamkeit

Deutschland könnte zu Recht stolz auf seinen Theaterreichtum in der Provinz sein. Aber die Medienresonanz dieses Reichtums wird immer ärmer

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von
Detlef Brandenburg
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Kultur

Die Vorgeschichte zu diesem Schwerpunkt ist lang. Sie begann vielleicht schon 2007, bei einem Interview mit vier Künstlern des Schleswig-Holsteinischen Landestheaters, das damals in Schleswig noch eine richtige produzierende Spielstätte hatte. Die vier erzählten von ihrer Arbeit an so einem Überlandtheater, vom bodenständigen Lokalkolorit einiger „Abstecher-Orte“, vom Stress zwischen Probe und Fahrtzeit und Aufführung und wieder Fahrtzeit und wieder Probe … und von der Theaterkritik. Es fehle die Vielfalt unterschiedlicher Stimmen, und manche Kritiker, meinte damals die Schauspielerin Maria Steurich, seien nicht sehr fachkundig. „Man hat das Gefühl, dass da Praktikanten hergeschickt werden. Da wird dann der Inhalt des Stückes nacherzählt, wir werden alle brav genannt – und das war’s dann. Das bringt uns leider sehr wenig.“

Da könnte man natürlich leicht denken: Na ja, Rand der Republik, rechts ’ne Küste, links ’ne Küste, oben Dänemark und unten Elbe – kein Wunder, dass sich die kulturelle Fachkompetenz da rarmacht. Aber da ich vor vielen Jahren, bis 1996, selbst als Journalist in Kiel gearbeitet hatte, konnte ich meinen Gesprächspartnern davon erzählen, dass das mal anders war. Dass man bei Premieren des Landestheaters regelmäßig vier, fünf kompetente Kollegen traf, von den Kieler Nachrichten, der Schleswig-Holsteinischen Landeszeitung, vom NDR, manchmal kam auch jemand aus Hamburg vorbei…

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Nr. 10/2015