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Kultur

Die durchgedrehte Zeit

Als die Gegenwart Vergangenheit wurde: 1989 ließ der zweite Teil der Filmtrilogie „Zurück in die Zukunft“ die Menschen ins Jahr 2015 reisen. Doch das bereitete sie nicht auf jene Fliehkräfte vor, denen sie bald ausgesetzt sein würden

Erin Cadigan / Shutterstock.com
von
Arno Widmann
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Zurück in die Zukunft I" war genial und einfach. Der Film kam 1985 in die Kinos, als Jürgen Habermas gerade seinen Essay "Die neue Unübersichtlichkeit" veröffentlichte. Der Film spielte 1985 und 1955. Ein verrückter Bastler mit radikalisierter Einstein-Frisur – Emmett L. "Doc" Brown (Christopher Lloyd) – hatte einen Sportwagen, einen DeLorean DMC-12, in einer Garage mit viel Gezisch in eine Zeitmaschine verwandelt. An seiner Seite ein Junge: Marty McFly (Michael J. Fox). Die zwei reisten zurück ins Jahr 1955. Eine schöne Gelegenheit, um zu zeigen, wie gemächlich, wie idyllisch es 30 Jahre zuvor ausgesehen hatte in dem kleinen fiktiven Ort Hill Valley (Bergtal).

Ein hübsches Stück Nostalgie: den eigenen Eltern dabei zuzuschauen, wie sie einander beflirten. Kann man, wenn man mit der Zeitmaschine unterwegs ist, seine eigene Geburt verhindern? Oder hat man gar als Zeitreisender heftig zu ihr beigetragen? Verlockende Träumereien mehr als Gedanken: ödipal den Vater auszustechen. Kindliche Allmachtsfantasien werden so sehr vergnüglich bedient. Sonst ist Gott das einzige Wesen, das sich selbst erschuf. Aber wenn auch er nur ein Traum ist, warum soll ich mich nicht in meinem an seine Stelle setzen?

Die Zukunft spielte keine Rolle im ersten Film der Serie, die erst durch dessen immensen Erfolg – er spielte das Zwanzigfache seiner Kosten ein – eine wurde. Im ersten Film schien es noch genug zu sein, dass die Gegenwart, dank einer Reise in die Vergangenheit, zu…

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21.10.2015