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Politik

Eine Religion unter Verdacht

Wichtige AfD-Politiker sehen den Islam im Widerspruch zum Grundgesetz. Dieses Pauschalurteil entspricht nicht ansatzweise der Haltung der meisten Muslime in Deutschland. Und es ist ein Verstoß gegen die Religionsfreiheit.

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von
Martin Kessler
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DÜSSELDORF Jetzt haben AfD-Spitzenpolitiker die Katze aus dem Sack gelassen. „Der Islam ist eine politische Ideologie, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist“, poltert die stellvertretende Parteivorsitzende und Europa-Abgeordnete Beatrix von Storch. Und ihr Gesinnungsgenosse Alexander Gauland legt nach: „Der Islam ist immer mit der Übernahme des Staates verbunden.“ Eine Meinung, die übrigens auch der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán teilt, der heute Altbundeskanzler Helmut Kohl zum Plausch über Europas Zukunft trifft.

Die Empörung ließ nicht lang auf sich warten. Manche Muslime wie der Chef des Zentralrats, Aiman Mazyek, sehen schon Parallelen zur Verfolgung der Juden durch die Nazis. Andere, wie die streitbare Religionspädagogin Lamya Kaddor, sprechen von einer bewusst „islamfeindlichen Unterstellung“. Damit fördere die AfD einen „intoleranten Islamismus auf der anderen Seite“.

Tatsächlich greift die AfD geschickt Befindlichkeiten in der Mehrheitsbevölkerung auf. So glauben laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts für Demoskopie zwei von drei Deutschen, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört. Die islamische Kultur, so die Meinungsforscher, werde hierzulande als fremd empfunden. Viele Einheimische mutmaßen offensichtlich, die große Mehrheit der Muslime in Deutschland habe ein gespaltenes Verhältnis zum Grundgesetz und zur Demokratie. Das spiegelt auch der Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung wider, wonach…

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19.04.2016