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Der Papst wird evangelisch

In seinen Sätzen zur Abendmahlsgemeinschaft und zur Sexualmoral lässt Franziskus einen neuen Blick auf das Verhältnis von Gewissen und Lehre erkennen. Das kannte man bisher vor allem von den Protestanten.

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von
Frank Vollmer
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ROM Er hätte sich keinen passenderen Ort aussuchen können. Ausgerechnet vor der lutherischen Gemeinde in Rom sagte Papst Franziskus diese Sätze. Die 74-jährige Protestantin Anke de Bernardinis, verheiratet mit einem katholischen Italiener, sagte dem Pontifex, es schmerze sie sehr, „dass wir am Abendmahl des Herrn nicht gemeinsam teilnehmen können“. Das Kirchenrecht ist in der Tat klipp und klar: „Katholische Spender spenden die Sakramente erlaubt nur katholischen Gläubigen.“

Der Papst antwortete mit einer Frage: „Haben wir nicht die gleiche Taufe? Und wenn wir die gleiche Taufe haben, müssen wir gemeinsam gehen.“ Und dann, gegen Ende seiner Replik: „Das Leben ist größer als Erklärungen und Deutungen. Von daher zieht die Schlussfolgerungen. Ich werde nie wagen, Erlaubnis zu geben, dies zu tun, denn es ist nicht meine Kompetenz. Eine Taufe, ein Herr, ein Glaube. Sprecht mit dem Herrn und geht voran.“ Schlusswort: „Ich wage nicht mehr zu sagen.“

„Eine Taufe, ein Herr, ein Glaube. Sprecht mit dem Herrn und geht voran“

Der Papst vor Lutheranern in Rom

Abgesehen davon, dass es natürlich in seiner Kompetenz läge: Seither fragen sich Experten quer über den Globus besorgt oder hoffnungsvoll, ob Franziskus zur…

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16.12.2015