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Philosophie

Make Pc great again!

Kaum etwas wird heute so gern verbrämt wie »political correctness«. Wieso eigentlich? Was hat die PC mit der Sprechakttheorie zu tun? Und was mit einer Verantwortung für die Welt, die wir selbst erschaffen?

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von
Greta Lührs
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Philosophie

Kaum etwas wird heute so gern verbrämt wie »political correctness«. Wieso eigentlich? Was hat die PC mit der Sprechakttheorie zu tun? Und was mit einer Verantwortung für die Welt, die wir selbst erschaffen?

Neulich korrigierte mich ein älterer Herr, während wir uns unterhielten, ich solle doch statt »Flüchtling« lieber »Geflüchteter« sagen. Wörter mit -ling am Ende hätten oft eine verkleinernde, ja verniedlichende Wirkung wie »Lehrling«, »Fiesling«, »Schwächling«. Obwohl ich schon sehr auf meine Wortwahl achte, bin ich mir manchmal auch nicht sicher, welcher Ausdruck politisch korrekt ist – und so geht es offenbar vielen.

Von der »Political Correctness« (PC) sind mittlerweile sogar selbst jene genervt, die weiter an das Konzept glauben und sich von der Unterstellung von rechts, bei PC handele es sich um »linken Gesinnungsterror«, nicht beirren lassen. Denn: Der politisch Korrekte gilt als Streber und Erbsenzähler, manchmal auch als humorbefreit und engstirnig. Doch auch diese Instrumentalisierung verstellt den Blick darauf, wozu PC eigentlich dient und warum die Idee, auf seine Wortwahl zu achten, gar nicht so schlecht ist.

Der Begriff »Political Correctness« hat seinen Ursprung an amerikanischen Universitäten. In den 60er-Jahren, im Zuge der Hippie- und Anti-Vietnamkrieg-Bewegungen, machte sich ein liberaler Geist an den Lehreinrichtungen bemerkbar – etwa indem über »Affirmative Action« diskutiert wurde, gesellschaftliche Programme, die Diskriminierungen entgegenwirken sollten. In diesem Zusammenhang hatten poststrukturalistische Theorien, nach denen Wirklichkeit und Identität durch Sprache nicht nur vermittelt, sondern erst geschaffen werden, großen Einfluss auf den akademischen Diskurs. Viele lasen Jacques…

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Nr. 4/2017