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Geschichte

Die Utopie vom Massenmord

Am 7. November vor 100 Jahren begann in Petersburg die Oktoberrevolution. Sie war auch ein Zivilisationsbruch und ein Verbrechen gegen die Menschheit

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von
Arno Widmann
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Geschichte

Als Geburtstag der Oktoberrevolution wird der 7. November 1917 gefeiert. Sie heißt "Oktoberrevolution", weil in Russland der von Julius Cäsar eingeführte, schaltjahrfreie julianische Kalender galt. Nach dem war noch der 25. Oktober. Der Kreuzer Aurora gab in Petersburg das Signal zum Sturm auf den Winterpalast, den Sitz der provisorischen Regierung. Die wurde von den alten Mächten des Zarismus, die im August erst versucht hatten, sie militärisch zu stürzen, heftig bekämpft. Ebenso wütend attackierten sie die radikalen, sozialistischen Parteien. Sie setzten auf die "Räte" (Sowjets), von ihren Parteigängern gegründete und majorisierte plebiszitäre Einrichtungen. Die Räte hatten sich seit der Februarrevolution als alternative Repräsentativorgane vor allem in Fabriken und großen Städten verbreitet. So gab es vielerorts ein Patt zwischen Provisorischer Regierung und Sowjets. Jede Seite versuchte, die andere niederzuringen.

Der von den Bolschewiki ausgerufene Sturm auf den Winterpalast fand im Namen der Sowjets statt und kam einem geplanten Angriff der Provisorischen Regierung auf die Sowjets zuvor. Die Wachen vor und im Winterpalast leisteten keinen Widerstand. Heißt es oft. Die "Vlast Naroda" (dt. "Volksmacht"), die Zeitung der Feministin Ekaterina Dmitrievna Kuskova, erzählt am 25. Oktober und 5. November eine andere Geschichte: Es hätten für die Verteidigung des Regierungssitzes nur noch Reste des im Frühjahr gegründeten Frauenbataillons zur Verfügung gestanden.…

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04.11.2017