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Kultur

Die Blase

Das Theatertreffen ist ein Festspiel der Selbstbezogenheit

Tama66 / pixabay.com
von
Ulrich Seidler
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Kultur

Und? Wie ist das Theatertreffen in diesem Jahr? Kein Small Talk, in den man als Kritiker in diesen Tagen verwickelt wird, kommt ohne diese impertinente Frage aus. Denn natürlich kann man das Tableau der zehn eingeladenen Gastspiele nicht über einen Kamm scheren. Man muss versuchen, der einzelnen Arbeit gerecht zu werden, was für Theaterkritiker ohnehin schon ein viel zu hohes Ziel ist. Deshalb rutscht das so begonnene Gespräch sofort in eine Sackgasse. Empfohlene Antwort: Durchwachsen. Tolle Momente. Manchmal ganz schön anstrengend.

Worauf man bei diesem Jahrgang jedoch leicht und zutreffend eine Antwort geben könnte, wäre die eigentlich noch viel verpönenswertere Frage: Worum geht es denn diesmal beim Theatertreffen? Es geht um Theater. Man könnte das glatt als Motto ausgeben, wenn sich das nicht verböte, weil doch die Inszenierungen von der Jury nicht nach inhaltlichen Kriterien ausgesucht werden. Es gilt allein das in seiner nichtssagenden Allumfassenheit unanfechtbare Qualitätsmerkmal "bemerkenswert".

Aber in dieser Saison steht das Theater selbst auf der Bühne. Nicht einfach so, es wird regelrecht vorgeführt, seine Schwächen und Grenzen werden aufgezeigt, seine Ohnmacht wird spürbar gemacht, sein Verstummen besprochen. Nicht zuletzt seine Selbstbezüglichkeit wird zum Gegenstand gemacht. Dagegen ist nichts einzuwenden, denn jedes einzelne Theaterkunstwerk ist erst dann satisfaktionsfähig, wenn es sein eigenes Zustandekommen hinterfragt, immer neu…

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19.05.2018