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Kultur

Alles unter Kontrolle

Der Intendant Oliver Reese über den Neustart am Berliner Ensemble, seine Spielzeitpläne und die lädierte Berliner Theaterlandschaft

Foto Fitti [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons
von
Ulrich Seidler
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Kultur

Die erste Spielzeit von BE-Intendant Oliver Reese geht in die Schlusskurve, das Haus hat soeben das Programm für die zweite veröffentlicht. Sein Büro liegt am Ende des Ganges, die Türen stehen offen, überall wird gearbeitet. An der Wand hängt ein Plakat: "Künstler machen keine Kompromisse". Reese fühlt sich nicht in erster Linie als Künstler, und er schämt sich ausdrücklich nicht dafür, ein Manager zu sein. Dass man mit einem nicht funktionierenden Haus mehr Aufmerksamkeit bekommt, siehe die Volksbühne mit dem zurückgetretenen Chris Dercon, scheint ihn nicht übermäßig zu stören. Er macht einen wohlgemuten, beschäftigten, konzentrierten Eindruck. Wie gut das Wort agil zu ihm passt! Er möchte seine neue Spielzeit vorstellen und seine Erfolge verkünden, was uns nur recht sein soll. Vorher aber dies:

Herr Reese, dürfen wir Sie ein bisschen ärgern mit dem Defizit im Wirtschaftsbericht? Die Volksbühne hat 2017 einen kleinen Überschuss von 89 000 Euro erwirtschaftet, das BE liegt mit einer Million im Minus.

Damit ärgern Sie Claus Peymann. Der Wirtschaftsplan für 2017 wurde noch von seiner Direktion aufgestellt, nicht von uns. In Berlin rechnet man pro Kalenderjahr ab, nicht pro Spielzeit, deshalb kommt es zu solcher Unübersichtlichkeit, und dabei reden wir noch nicht von den Vorbereitungsetats - Chris Dercon erhielt 2,2 Millionen Euro, wir nur ein Drittel davon. Peymann rechnete mit utopischen Gastspieleinnahmen, die er gar nicht erreichen…

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03.05.2018