Lesezeit 13 Min
Technik

Wir müssen reden

Menschliche Sprache zu verstehen, ist der ultimative Test für eine künstliche Intelligenz. Je näher Forscher diesem Ziel kommen, desto nützlicher – und unheimlicher – werden die Maschinen.

MATHIS REKOWSKI
von
Will Knight
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Technik

Von Anfang an stand die Frage im Raum: Was wäre, wenn wir Maschinen hätten, die intelligent im Sinne von ‚effizient‘ agierten, aber anders als wir keinerlei Einfühlungsvermögen hätten?“, sagt Terry Winograd, emeritierter Informatiker der Stanford-Universität. „Man stelle sich Systeme vor, die die Welt regieren, aber nicht auf menschlicher Intelligenz aufbauen, sondern auf diesem Big-Data-Kram.“ Eine beängstigende Vorstellung. Aber solange diese Systeme kein Sprachverständnis besäßen, sei eine menschlich handelnde Maschine nicht denkbar. Umgekehrt ausgedrückt: Könnten Maschinen intelligente Unterhaltungen führen, besäßen sie menschliche Intelligenz. Seit den frühen Tagen der Forschung an künstlicher Intelligenz versuchen Forscher daher, Computern diese Fähigkeit beizubringen. Winograd war 1968 einer der Ersten. Ein mathematisches Wunderkind und fasziniert von Sprache, wollte er im Rahmen seiner Promotion ein Programm erschaffen, das sich mit Menschen per Tastatur in natürlicher Sprache verständigen würde. Ein solches Vorhaben schien damals nicht besonders ausgefallen. Denn die Forschung über künstliche Intelligenz machte rasante Fortschritte. „Es herrschte eine Atmosphäre der ungekannten, unbegrenzten Möglichkeiten“, erinnert sich Winograd.

Tatsächlich gab es Grund zur Hoffnung. Joseph Weizenbaum, ein in Deutschland geborener MIT-Informatiker, hatte ein paar Jahre zuvor das erste Chatbot-Programm geschaffen. ELIZA war konzipiert wie ein Psychotherapeut aus einem Cartoon: Es wiederholte die jeweils wichtigsten Aspekte einer Aussage oder stellte Fragen, die das Gespräch vorantrieben. Erzählte man dem Programm beispielsweise, man sei wütend auf seine Mutter, so antwortete es: „Was fällt dir ein, wenn du an deine Mutter denkst?“ Ein billiger Trick, aber er funktionierte…

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Nr. 1/2017