Lesezeit 10 Min
Technik

Verstimmt?

Unsere Stimme verrät viel über uns – das zieht ebenso nützliche wie erschreckende Anwendungen nach sich.

ANDREAS WODRICH
von
Eva Wolfangel
Lesezeit 10 Min
Technik

Juni 2023. Peter kommt nach einem langen Arbeitstag nach Hause und nimmt seine Frau Anna in den Arm. Doch diese windet sich heraus und sagt ihm auf den Kopf zu: „Unsere Beziehung wird scheitern, das hat Alexas Eheberatungs-App gesagt.“ Sie sieht keinen Grund, der Maschine nicht zu trauen: Über die Jahre hat sich gezeigt, dass sie allein aus der Stimme sehr subtile Emotionen erkennen und besser als Psychologen vorhersagen kann, ob eine Beziehung halten oder scheitern wird. Das Gerät hat eine große Datengrundlage: Schließlich hört es dem Paar tagaus, tagein bei allen Unterhaltungen in den eigenen vier Wänden zu – kein Eheberater kann auf so umfangreiche Informationen über eine Beziehung zurückgreifen. Für Anna ist also klar, dass sie nicht weiter in diese Beziehung investieren wird. Sie hat sich schon bei einem Datingportal angemeldet, das sie mit mitfühlender und verständnisvoller Stimme über ihre künftigen Präferenzen befragt hat. Seit sie ihr Stimmprofil aus der Alexa-App hochgeladen hat, kennt das Portal sie ohnehin besser als ihr Noch-Ehemann und vermittelt ihr emotional passende Kandidaten.

So futuristisch, wie es wirkt, ist das gar nicht. Genau genommen ist es teilweise sogar schon Vergangenheit: Bereits vor rund zehn Jahren zeichnete Shrikanth Narayanan von der University of Southern California (USC) in Los Angeles gemeinsam mit Kollegen zwei Jahre lang Hunderte Therapiegespräche aus der Eheberatung auf. Zudem erhielten die Forscher in den folgen den fünf…

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Nr. 06/2018