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Technik

Update für unser Essen

Neue Forschungsergebnisse versprechen umweltfreundlicheres Fleisch aus dem Labor, Ersatz für Zucker und Fett sowie Haltbarkeit ohne Chemie. Aber werden die Ideen das Essen wirklich gesünder und nachhaltiger machen?

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von
Veronika Szentpétery-Kessler
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Uma Valeti ist kein gewöhnlicher Vegetarier. Für seine Ernährung muss zwar kein Tier mehr sterben. Trotzdem will er mit seinem Start-up Memphis Meats Fleisch produzieren. Allerdings nicht auf dem klassischen Weg: Memphis Meats wirbt damit, dass seine Produkte ohne Schlachtungen, wachstumsfördernde Antibiotika und Hormone auskommen. Im Vergleich zur herkömmlichen Fleischerzeugung würden zudem rund 90 Prozent weniger Treibhausgase entstehen. Es hätte kurzum keines jener Nachteile, aufgrund derer viele Menschen auf tierische Produkte verzichten. Überdies könnte es den Bedarf einer rasant wachsenden Weltbevölkerung decken, ohne für die nötigen Futtermittel Wälder zu roden und gigantische Monokulturen anzulegen. Geht es nach dem in San Francisco ansässigen Unternehmen, wächst das Fleisch der Zukunft nicht mehr auf der Weide oder im Stall, sondern im Bioreaktor: Es werden keine Tiere mehr gezüchtet, sondern Muskelzellen, die sich zu Fleischstücken vereinen. Vor einem Jahr lud Memphis Meats zu einer ersten Verkostung ein und kredenzte Hühnerschnitzel und Ente à l’orange. Den 25 Testessern schmeckte es. Mit Entenfleisch hat das Unternehmen schon jetzt den riesigen chinesischen Markt im Blick.

Laborfleisch gehört zu den neuesten Trends der Lebensmitteltechnologie, und es bringt auf den Punkt, welche Debatten künftig über unser Essen geführt werden. Denn bisher hat die Branche alles andere als einen guten Ruf. Früher arbeitete sie vor allem an Lebensmitteln, die sich besser verarbeiten lassen, länger schön aussehen oder besser schmecken. Das Resultat waren chemische Konservierungsmittel, Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Zuckerzusätze – und Verbraucher, die sich gegen die unnatürlichen Laborschöpfungen wehrten. Mediziner fielen in die Kritik ein und prangerten die krank machende Wirkung vieler Produkte an. Wie groß ihr Einfluss mittlerweile auf unsere Ernährung ist, zeigt die aktuelle Studie eines Teams von brasilianischen und kanadischen Forschern. Sie analysierten Umfragen aus 19 europäischen Ländern. Das Ergebnis war erschreckend: Gesüßte Getränke und Frühstückscerealien, mit Zucker versetzte Brote und Salatsoßen, salzige Snacks und Fertiggerichte machen in Deutschland 46 Prozent der Ernährung aus. In Großbritannien sind es sogar mehr als 50 Prozent. Eine Folge davon ist die zunehmende Zahl der Übergewichtigen in Deutschland. Bereits 59 Prozent der Männer und 37 Prozent der Frauen sind laut der Deutschen Gesellschaft für…

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Nr. 3/2018